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Senioren-EM: Hella Böker gewinnt fünfte Medaille

Zittau/Melsungen. Nach ihrer Goldmedaille im Speerwerfen und den beiden Silbermedaillen im Kugelstoßen und Hammerwerfen sowie der Bronzemedaille im Diskuswerfen, fügte Hella Böker (MT 1861 Melsungen) ihrer Medaillensammlung von den 18. Senioren-Europameisterschaften eine weitere Silbermedaille hinzu. Nach dem Hammerwerfen, wo sich Gudrun Mellmann aus Hamburg mit einem halben Meter Vorsprung vor Hella Böker und der Estin Helvi Erikson durchsetzen konnte, hatte man von diesen drei Athletinnen auch einen spannenden Dreikampf im Gewichtwerfen erwartet. „Die gute Leistung und die unerwartete Silbermedaille im Hammerwerfen gaben mir Auftrieb. Dass ich aber das Gewicht über 13 Meter werfen konnte und nach diesem nervenaufreibenden Wettbewerb noch mit der Silbermedaille geehrt wurde,  ist fast unglaublich“, sagte Hella Böker nach der Siegerehrung und freute sich auch darüber, dass sie ihre Bestweite, die sie im Vorjahr beim Werfer-Fünfkampf in Zella-Mehlis mit 13,24 Meter aufgestellt hatte, bei der EM verbessern konnte.

Gudrun Mellmann, Ranglistenzweite in diesem Wettbewerb, versuchte gleich zum Auftakt mit ihren 12,72 Metern der Estin Helvi Erikson, die mit 13,86 Meter die europäische Rangliste anführte, den Schneid abzukaufen. Irgendwie schien dieses Vorhaben  gewirkt zu haben, denn die Favoritin aus Estland kam nur auf 11,35 Meter. Hella Böker hatte mit einer Leistung von 11,39 Meter für diesen Wettbewerb gemeldet. Sie blieb mit ihrem ersten Wurf von 11,65 Meter über dieser Weite und hatte damit einen guten Einstand.

Während in der zweiten Runde Gudrun Mellmann nur auf 11,89 Meter kam, zeigte Erikson, dass man sie nicht abschreiben durfte. Die Estin verbesserte sich auf 12,42 Meter und lag plötzlich auf dem Silberrang. Hella Böker wurde von Ingrid Holzknecht bedrängt, die ihr im ersten Versuch mit 11,22 Meter  recht nahe kam. Aber die 35-fache deutsche Seniorenmeisterin zeigte sich selbstbewusst und war sich – anders als am Vortag beim Diskuswerfen –  ihrer Klasse bewusst. Sie drehte locker und wuchtete die fast elf Pfund schwere Kugel an der Eisenkette auf 12,44 Meter. Mit diesem verheißungsvollen Wurf lag sie wieder zwei Zentimeter vor der Helvi Erikson auf Rang zwei – und es fehlten ihr nur 30 Zentimeter, um Gudrun Mellmann von der Spitze zu verdrängen.

Die Welt- und Europameisterin im Hammerwerfen ist auch eine Meisterin im Gewichtwerfern und zudem auch eine Meisterin der Konzentration. Es war schon erstaunlich, mit welcher Leistung sie im dritten Durchgang aufwartete. Obwohl sie unter Druck stand, ließ sie das Wurfgewicht  nach einer herrlichen Drehung fast optimal aus der Hand und wurde für diesen guten Wurf mit 13,41 Meter belohnt.

Während Hella Böker sich unter dem Beifall der fachkundigen Zuschauer in der dritten Runde auf 12,71 Meter steigerte, zeigte sich Helvi Erikson nach diesem „Kracher“ sichtlich geschockt. Sie brachte im Endkampf keinen gültigen Wurf mehr zustande und konnte sich nicht so zur Geltung bringen, wie es von ihren Landsleuten erhofft wurde.

Die Seniorin aus Fuldabrück aber merkte, dass sie noch nicht das Optimum ihrer Leistung abgerufen hatte und versuchte mit Gewalt eine noch größere Weite zu erzielen. Aber hoher Einsatz bringt in dieser Disziplin nicht immer den gewünschten Erfolg. Die relativ schnellen Drehungen waren im Tempo etwas überdreht. Das führte dazu, dass man ihr den vierten und fünften Versuch ungültig geben musste. Da Gudrun Mellmann im sechsten und damit letzten Durchgang nur 12,27 Meter erreicht hatte, sollte der letzte Wurf von Hella Böker über Gold und Silber entscheiden. Beim Hammerwurf-Finale, zwei Tage vorher, konnte Gudrun Mellmann die MT-Athletin noch vom ersten Platz verdrängen  und ihr die schon fast sicher geglaubte Goldmedaille in letzter Sekunde wegschnappen.

In dieser „Sekunde der Wahrheit beim Gewichtwerfen“ bäumte sich Hella Böker noch einmal auf und wuchtete mit einem schönen letzten Wurf das elf Pfund schwere Gewicht weit in das Wurffeld. Nachdem der Kampfrichter die weiße Fahne zum Zeichen der Gültigkeit gehoben hatte, stieg die Spannung, denn der Einschlag lag deutlich hinter der 13 Meter-Linie. Die Zuschauer klatschten Beifall und für einen kurzen Augenblick wusste niemand der Anwesenden, wer den Titel „Europameisterin der W70 im Gewichtwerfen“ gewonnen hatte. Es folgten aufregende Sekunden, und um ein Haar hätte Hella Böker mit ihrem letzten Wurf die Sensation perfekt gemacht. Als auf der Anzeigetafel die Zahlen 1 3 3 3  erschienen, war es amtlich:  Die Melsunger Vorzeige-Athletin verlor dieses Duell gegen Gudrun Mellmann, das von Spannung und Dramatik geprägt war,  nur um acht Zentimeter. Aber Hella Böker hatte mit diesem Wettkampf nicht Gold verloren, sondern ihre dritte Silbermedaille bei diesen Meisterschaften gewonnen.

Harry Geier landete auf dem undankbaren vierten Platz
Nachdem Harry Geier seinen Vorlauf über 400 Meter der M75 recht locker in 74,93 Sekunden gewinnen und sich für das Finale qualifizieren konnte, hatte man den Melsunger Juwelier auf der Liste der Medaillenkandidaten. Während der Norweger Kjell Odd Steinset im zweiten Vorlauf mit locker herausgelaufenen 72,39 Sekunden einen ganz starken Eindruck machte, deckte der Russe Ramir Kuramshin im Vorlauf gegen Harry Geier nicht seine Karten. Er machte nur so viel , dass es für das 400 Meter-Finale reichte und kam noch hinter dem Italiener Sergio Veronesi (78,12 Sekunden) als Dritter nach 79,48 Sekunden ins Ziel. Auch Karl-Heinz Buss aus Uerdingen hatte im Vorlauf mit 76,40 Sekunden nicht mehr getan als er musste und qualifizierte sich ebenfalls für das Finale, das einen Tag später stattfand.

Für diesen Endlauf wurde der Russe Kuramshin auf Bahn eins ausgelost, unmittelbar vor ihm lief der Norweger Solvberg, der sich mit 77,25 Sekunden für dieses Finale qualifiziert hatte. Auf Bahn drei startete Dr. Horst Hufnagel aus Hamburg. Der große Favorit Steinset aus Norwegen lief auf Bahn vier und hatte Harry Geier genau vor sich. Auf Bahn sechs startete Karl-Heinz Buss und vor diesem der Italiener Veronesi. Für die Außenbahn wurde der Brite Arthur Kimber gesetzt, der sich als achtschnellster Langsprinter mit 81,73 Sekunden für diesen Endlauf qualifiziert hatte.

Leider konnte Harry Geier in diesem Finale für die Europameisterschaften 2012 kein Zeugnis seines Könnens abliefern, denn starke Schmerzen in der Achillessehne verhinderten eine gute Zeit und somit auch eine Medaille. „Da trainiert man fast ein Jahr auf diesen Wettkampf und dann sagt der Körper plötzlich „es geht nicht mehr“, sagte der Melsunger Juwelier nach dem Lauf.

Kjell Steinset, der bereits im Vorlauf überzeugte, verbesserte sich im Finale auf 71,15 Sekunden und siegte vor dem Russen Kuramshin, der mit 74,23 Sekunden über fünf Sekunden schneller war als tags zuvor in seinem Vorlauf. Die Bronzemedaille holte sich der Deutsche Karl-Heinz Buss mit 74,26 Sekunden. Der Uerdinger belegte sechs Wochen vorher bei den deutschen Seniorenmeisterschaften mit 75,73 Sekunden hinter Harry Geier (73,37 Sekunden) und Siegfried Burkhardt aus Rhein-Wied (74,25 Sekunden) ebenfalls Rang drei.  Er freute sich einerseits über diese Medaille, ärgerte sich auf der anderen Seite, dass er um 0,03 Sekunden die Silbermedaille bei dieser EM verpasst hatte.

Welche Zeit und vor allem welchen Platz hätte Harry Geier belegt, wenn er seine Leistungsfähigkeit hätte abrufen können? Der Erwartungshorizont war nach seinen gesundheitlichen Problemen schon nicht so hoch angesetzt, aber eine Medaille war von ihm eingeplant. Aber der Preis wäre zu hoch gewesen.  Als ihm sein Gehirn signalisierte, dass es nicht mehr geht, rettete er sich mit starken Schmerzen nach 75,23 Sekunden als Vierter über die Ziellinie. Die Enttäuschung konnte man ihm in seinem Gesicht ablesen.  Ob er am Sonntag noch mit  der deutschen Auswahl über 4 x 400 Meter antreten wird, steht  noch nicht fest. (ajw)



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