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Mit dem Rollstuhl von Flensburg zum Bodensee

homberg130816aHomberg. Seit dem 19. Juli wandert der Hamburger Arnold Schnittger durch Deutschland. Mit Rollstuhl! Meistens im Rollstuhl: sein 18-jähriger Sohn Nico, der seit seiner Geburt mit schweren Behinderungen lebt und auf die Rund-um-die-Uhr-Pflege seines Vaters angewiesen ist. Diese „Pflege durch Angehörige“ ist ein Grund für die Mammut-Anstrengung des Berufs-Fotografen Schnittger: „Wir wollen die notwendige Wertschätzung für Menschen, die Angehörige pflegen, einfordern – gleich, ob es die eigenen Kinder sind, die Großmutter, der Vater, die Mutter…“

Mit ihrem Anliegen fanden Arnold Schnittger und sein Sohn Nico bei der Lembacher Ortsvorsteherin Jessica Puschmann-Nöldner und den Mitgliedern der Homberger Feuerwehren am Donnerstag, 15. August, am DGH in Lembach offene Ohren. Sie wurden herzlich empfangen und konnten beim Aufbau des Jugendzeltlagers der Feuerwehren dabei sein. Insbesondere Nico zeigte sich begeistert und hätte am liebsten selber mit Hand angelegt.

Am heutigen Freitag dann wurden Arnold Schnittger und sein Sohn Nico auf dem Homberger Marktplatz von den Kinder der Kindertagesstätte Osterbach, den Erzieherinnen und der Leiterin Anja Hassenpflug herzlich begrüßt. Es war allen ein Herzensanliegen Nico zu unterstützen, ist doch die Kita Osterbach schon seit jeher ein Integrationskindergarten und kümmert sich intensiv um sogenannte „Integrationskinder“.

Nico und seinem Vater mit auf den Weg gaben alle einen „Proviantbeutel“ für den Vater und Nico erhielt ein T-Shirt des Kindergartens, „damit jeder sieht, dass Du zu uns gehörst!“, so Anja Hassenpflug bei der Übergabe.

Die Kinder sangen für Nico noch das Lied „Viel Glück und viel Segen, auf all Deinen Wegen“ und begleiteten ihn noch eine Stück des Weges.

homberg130816bEs ist schön, zu sehen, dass Nico und sein Vater in Hessen mehr und mehr Gehör finden. In Schleswig-Holstein ließ die Unterstützung lange auf sich warten, in Niedersachsen hieß ihn nahezu jeder Bürgermeister an den Etappenorten willkommen, Mitwanderer folgen seinen Aufrufen und jetzt in Hessen wird Vater und Sohn besondere Aufmerksamkeit zuteil.

Nico musste aus gesundheitlichen Gründen eine Pause in Hamburg einlegen, ist aber auf den hessischen Etappen wieder mit von der „Inwendig warm“-Partie. Das Wanderungs-Motto hat Arnold Schnittger nach einem Lied von Konstantin Wecker ausgewählt. Auf der gleichnamigen Homepage www.inwendig-warm.de finden Interessenten den aktuellen Etappenplan.

Erste Unterstützer in Hessen sind Wolfhagens Behindertenbeauftragter Wolfgang Hensel, der den Wanderern, die sonst an den sonntäglichen Ruhetagen den Wohnwagen rund 120 km „vor“-ziehen, ein Hotel im Zentrum seiner Heimatstadt besorgt hat. Kostenlos für die Schnittgers!

In Fritzlar antwortete Bürgermeister Hartmut Spogat schon vor Wochen als einer von ganz wenigen Bürgermeistern entlang der Strecke positiv auf Schnittgers erste Anfrage bezüglich eines Empfangs. Jetzt hat das Fritzlarer Stadtoberhaupt zusammen mit dem in Lembach geborenen Tour-Koordinator Volker Brückner Details festgelegt: am Mittwoch, 14. August, kommen Nico und Arnold Schnittger an ihrem in Obermöllrich abgestellten Wohnwagen aus Richtung Wolfhagen an. Arnold Schnittger: „Volker Brückner hat im Schwalm-Eder-Kreis seine verwandtschaftlichen Kontakte genutzt und uns mit diesen einen runden Ablaufplan erarbeitet.“

Am Donnerstag, 15. August, begrüßt Bürgermeister Spogat die Bodensee-Wanderer ab 10.30 Uhr am Domvorplatz. Angekündigt hat sich auch eine Walking-Gruppe der Baunataler Diakonie. Das freut Arnold Schnittger: „Es werden immer mehr Menschen auf unser Projekt aufmerksam. Menschen mit und ohne Behinderung wollen uns entlang der Strecke Mut zusprechen oder sogar ein paar Kilometer mitwandern. Das ist einfach toll und bestärkt mich, die 1086 km-Idee bis zum 11. September unbedingt zu Ende zu bringen!“

Mit der „Inwendig warm-Wanderung“ will der Fotograf, der inzwischen wegen der Dauerpflege seines Sohnes von Hartz IV lebt, auch auf ein Wohnprojekt im Süden Hamburgs hinweisen, das möglichst viele Alleinerziehende mit behinderten Kindern beherbergen soll. Schnittgers Verein Nico´s Farm (www.nicosfarm.de) setzt sich seit Jahren für solche Projekte ein, die Wanderung soll möglichst viele Mitmenschen auf diese besondere Form des Wohnens aufmerksam machen.

Am 15. August bleibt genügt Zeit für persönliche Gespräche, auch beim Zwischenstopp in den Waberner Werkstätten. Die Donnerstags-Etappe endet gegen 17 Uhr am Dorfgemeinschaftshaus in Lembach.

Das Mitwandern ist auch an den nächsten Tagen möglich: am Freitag, 16. August, steht ab 10.30 Uhr die Etappe vom Homberger Rathaus nach Schwalmstadt auf dem Programm. Zum Tagesabschluss gibt es eine Einladung ins Büro DER LINKEN in Schwalmstadt, gekühlte Getränke und Snacks stehen dort ab 17 Uhr bereit. Am Samstag, 17. August, beginnt um 11 Uhr die Etappe Schwalmstadt – Kirtorf am Rathaus. Mitwanderer unbedingt erwünscht!

Wer mitwandert, kann von eigenen Sorgen berichten, gemeinsam kann der Empörung Luft gemacht werden, wenn es um die katastrophale Pflegesituation in Deutschland geht. Von Armut durch Pflege kann sicher nicht nur Arnold Schnittger ein Lied singen ….

Dem pflegenden Vater liegt trotz des Ernstes der Situation eines am Herzen: „Wir wollen unsere Botschaft möglichst mit viel (Lebens-)Freude vermitteln.“ Von dieser Lebensfreude angesteckt wurde auch die Heidekönigin Jana George aus dem niedersächsischen Amelinghausen, die beim Rückblick auf ihre Jahresaktivitäten erwähnte, dass eine der wichtigsten Begegnungen während ihrer Regentschaft das Begleiten von Nico im Rollstuhl gewesen sei.

Besonders gefreut hat dessen Vater, dass eine Gruppe vom Annastift in Hannover ein auf die Wanderung zugeschnittenes Lied gesungen hat. Schnittger: „Eine Unterstützung in dieser Form wünschen wir uns natürlich auch auf ganz, ganz vielen hessischen Etappen!“

Von vielen im Vorfeld angefragten Sponsoren hat das Hamburger Vater- und Sohn-Duo wenig Antworten, dafür aber ein besonders „grünes Licht“ bekommen: Die Katarina-Witt-Stiftung half den engagierten Wanderern bei der Beschaffung eines Wohnwagens für diese außergewöhnliche Sommeraktion. Lokal kommt jetzt auch die eine oder andere Unterstützung, u.a. von den Lions-Clubs in Deutschland.

Am Montag, 19. August, wandern Arnold und Nico Schnittger ab 11 Uhr von Kirtorf nach Mücke. Hier haben die Schottener Sozialen Dienste ihre Unterstützung signalisiert, am REWE-Markt Brückner wird diese mittelhessische Etappe enden. Zwischenzeitlich wurde am Ruhetag der Wohnwagen von Fritzlar-Obermöllrich nach Dorheim bei Friedberg gezogen! Da der Weg gerade montags und dienstags zurück zum nächsten Etappenstart weit ist, lässt das Hephata Diakoniezentrum Vater, Sohn und Koordinator im Bethanien Hostel in Schwalmstadt übernachten.

Wer mehr über die Wanderung von Flensburg zum Bodensee und die einzelnen Etappen wissen möchte: www.inwendig-warm.de

Auf Facebook gibt es eine Inwendig warm-Gruppe mit spannend zu lesendem Tagebuch. Hier haben sich Arnold und Nico Schnittger zum Ziel gesetzt, dass nach den hessischen Etappen die „likes“ auf 500 angestiegen sind.

Am 11. September wollen die Schnittgers ihr Ziel, den Ort Gaienhofen am Bodensee, erreichen. (red)

 

 



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