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Prof. Dr. phil. Thomas Jäger referierte über organisierte Kriminalität

rho140223Fritzlar-Ungedanken. „Jede Gesellschaft hat die Organisierte Kriminalität, die sie verdient,“ referierte Prof. Dr. phil. Thomas Jäger. Organisierte Kriminalität sei ein Problem aller Gesellschaften, wenn auch in unterschiedlichem Maß. Im gut gefüllten Saal des Hotels am Büraberg in  Fritzlar-Ungedanken erläuterte der Kölner Politikwissenschaftler und Inhaber des Lehrstuhls für internationale Politik und Außenpolitik an der Universität Köln über die weltweit organisierte Kriminalität (OK) und die schleichende Vernetzung  von „legaler“ und „informeller Wirtschaft“.

In seinem kurzweiligen Vortrag zeichnete der in Soziologie, Philosophie und Geschichte gleichermaßen bewanderte Wissenschaftler nach, wie sich in den letzten zwanzig Jahren nach dem Zusammenbruch des Ostblocks parallel zu zahlreichen internationaler Konflikten und Krisen die Transnationale Organisierte Kriminalität entwickelt hat. Zunehmend unterschiedlich in Methoden, Gruppenstrukturen, Anwendung von Gewalt und zunehmender Einflussnahme trete sie überall dort auf, wo Regierungen auf Grund ihrer Schwäche wichtige Aufgaben im gesellschaftlichen Leben nicht mehr erfüllen können. Damit eröffne sich auf unterschiedlichsten Feldern die Möglichkeit, mit kriminellen Methoden wirtschaftliche Profite und politische Macht zu erringen.

„Organisierte Kriminalität“ ist international nicht eindeutig definiert, doch umriss der Wissenschaftler sie mit vier verallgemeinerbaren Punkten. Erstes Kennzeichen sei, dass sich mehrere Menschen in Strukturen organisieren, um Straftaten zu begehen. Zweitens seien Gewalt, Drohung,  Betrug, Fälschung, Raub bis hin zum Mord übliche Praktiken zur Durchsetzung von Zielen. Drittens seien die Aktionen immer profit-orientiert. Viertens  sei organisierte Kriminalität regelmäßig auf politische Einflussnahme ausgerichtet.

„Organisierte Kriminalität und legale Wirtschaft sind verzahnt“, stellte Jäger fest. Mit Vorsicht zitierte er die Schätzung des Internationalen Währungsfonds, dass zwischen 2 und 5 Prozent des weltweiten BIP aus kriminellen Machenschaften stamme. Unabhängig davon, ob solche Zahlen stimmen, wurde den Zuhörern deutlich, dass  auch in unserem Land organisierte Kriminalität (OK) zum Alltag gehört. OK gedeihe vor allem dort, wo Korruption möglich ist. Die Käuflichkeit von Politikern sei weiterer Nährboden für kriminelle Aktivitäten in großen Stil.

Der Referent legte Wert auf klare Trennung zwischen Terror und OK. „Terroristen wollen provozieren“ führte er aus. Dagegen wollen „OK-Leute ungestört und im Verborgenen arbeiten. Die NSA (National Agency for National Security (USA) bezog er kritisch  in seine Betrachtungen ein. Dabei verwies er auf die Tatsache, dass bisher „noch nicht eine OK-Gruppe“ von dieser Behörde identifiziert worden sei.

In der dem Vortrag folgenden Diskussion erläuterte Jäger, der auch Herausgeber der Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik ist, an weiteren Beispielen das Wesen der Organsierten Kriminalität.

Auf die Frage, wie angemessen die deutsche Polizeistruktur mit ihren föderalen Strukturen auf OK reagieren könne, meinte Jäger, dass technische Anpassungen in absehbarer Zeit sicher möglich seinen. Ein Problem der internationalen Kooperation sei allerdings die Vertrauenswürdigkeit der Behörden anderer Staaten, die möglicherweise verdeckt mit OK-Gruppen vernetzt sein könnten.

Der Vorsitzende der Gesellschaft für Europäische Wehr- und Sicherheitspolitik – Sektion Fritzlar, Oberst a.D. Hans-Joachim Feih dankte Jäger für seinen engagierten Vortrag, der den Zuhörern viele neue Fragen beschert habe. (rho)



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