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Hilfe geben, Würde bewahren

Mehr als 110 Gäste beim Jahresempfang der Hephata Diakonie

Hephata-Vorstände Peter Göbel-Braun und Maik Dietrich-Gibhardt, Clownin Ida Maria Paul, Arzt Jürgen Kleebach und Hephata-Vorstand Klaus Dieter Horchem (v.l.). Foto: nhSchwalmstadt-Treysa.„Was machen Sie denn hier? Was sitzen Sie hier so rum, haben Sie kein Zuhause? Verschwinden Sie, elendes Pack!“ Ida Maria Paul ging die rund 110 Gäste des Hephata-Jahresempfangs am Freitag, 27. März, in der Hephata-Kirche hart an. Oder vielmehr ihre Figur, Clownin Aphrodite, tat dies. Sie gestaltete einen von zwei Haupt-Programmpunkten zum Thema Demenzen.

Clownin Aphrodite hatte zwar eine rote Nase und ungewöhnliche Kleidung, Klamauk produzierte sie jedoch nicht. Vielmehr gelang ihr eine humoristische und liebevolle Erzählung aus dem Alltag demenzkranker Menschen und ihrer Angehöriger. Ein Brot, das angebissen in der Handtasche verschwindet. Der Versuch, Bekannte im Publikum zu begrüßen, deren Namen vergessen sind. Das Vorlesen aus einem Buch, in dem Wörter zu fehlen scheinen. Der Spaziergang, von dem Aphrodite von der Polizei nach Hause gebracht werden muss, weil sie es alleine nicht wiederfindet. Die eigene Verzweiflung und Wut der Clownin und die der pflegenden Tochter. Die Gäste des Jahresempfangs begleiteten Aphrodite hautnah und mucksmäuschenstill auf  ihrem Weg zu „(M)ein anderer Ort!“, wie das clowneske Theaterstück überschrieben war.

Deutlich lauter wurde es in der Hephata-Kirche dann bei den musikalischen Beiträgen von Philip Schütz (Trompete) und Lisa Maria Beuthner (Klavier) und dem anschließenden Beifall für die beiden Musiker. Sie nahmen sich mit der Interpretation melancholischer aber auch heiterer Musikstücke des Themas an.

Philip Schütz (Trompete) und Lisa Maria Beuthner (Klavier). Foto: nhJürgen Kleebach, Arzt der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) der Hephata-Klinik und Referent des Jahresempfangs, beleuchtete das Thema mit seinem Vortrag: „Demenzen: Diagnosen und gesellschaftlicher Auftrag.“ Kleebach skizzierte zunächst die drei Unterformen der Demenz, von denen die Kortikale Demenz, zu der vor allem die Alzheimer-Demenz gehört, mit 60 Prozent die am häufigsten vorkommende Form sei. Der Mediziner stellte Untersuchungsmethoden wie den Mini-Mental-State (MMST) sowie Ausschlussverfahren vor, mit denen andere Krankheiten erkannt werden können, die die gleichen Symptome wie eine Demenz erzeugen. Beispielweise sind dies Schilddrüsenerkrankungen oder Diabetes. Kleebach wusste dabei fachlich fundiert und interessant aufbereitet aus seinem Arbeitsalltag in der  Hephata-Klinik zu berichten:  Hier wurde für die Diagnose demenzieller Erkrankungen und die Begleitung Betroffener die so genannte Gedächtnissprechstunde ins Leben gerufen. Neben der Diagnostik ging Jürgen Kleebach auch auf das Risiko ein, an Demenz zu erkranken: „Frauen sind häufiger betroffen als Männer, außerdem auch  Kinder oder Enkelkinder bereits Betroffener.“  Momentan gingen Schätzungen von 1.300.000 Demenzkranken in Deutschland aus, für das Jahr 2050 würden es 2.600.000 sein, so Kleebach. Dem gegenüber stellte der Mediziner diese Zahlen: Aktuell kämen auf 100 Menschen, die im durchschnittlichen Alter von Pflegenden, also zwischen 50 und 65 Jahren sind, 30 über Achtzigjährige, die aufgrund von Demenz Hilfe bräuchten. Für das Jahr 2050 ginge man von 75 über Achtzigjährigen aus. Kleebach unterstrich die Brisanz dieser Zahlen mit den Worten:  „Die große Last der Demenz trägt nicht der Demente selbst.“

Auch vor diesem Hintergrund appellierte Hephata-Vorstandssprecher Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt: „Liebe Gäste, als Gesellschaft sind wir aufgefordert, Demenzkranke und ihre Angehörigen so gut es geht irgend zu unterstützen: durch Angebote der Diagnostik, durch medizinische Versorgung, Pflege, den Aufbau besonderer Wohn- und Betreuungsformen, durch Lobbyarbeit, damit die Betroffenen die Hilfe und Fürsorge erfahren, die sie brauchen. Damit ihre persönliche Würde gewahrt bleibt.“ (me)



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