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Handwerk sieht regionale Schwankungen und beklagt überzogene Bürokratie

Sie setzen weiter auf Dialog. Geschäftsführer Jürgen Altenhof, Erster Kreisbeigeordneter Jürgen Kaufmann, Kreishandwerksmeister Frank Dittmar sowie die stv. Kreishandwerksmeister Frank Michel und Jürgen Schenk. Foto: Wolfgang Scholz

Sie setzen weiter auf Dialog. Geschäftsführer Jürgen Altenhof, Erster Kreisbeigeordneter Jürgen Kaufmann, Kreishandwerksmeister Frank Dittmar sowie die stv. Kreishandwerksmeister Frank Michel und Jürgen Schenk. Foto: Wolfgang Scholz

Schwalm-Eder. „Handwerk hat goldenen Boden, das sehen die 19 Obermeister im Schwalm-Eder-Kreis so, aber dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt“, sagte Kreishandwerksmeister Frank Dittmar (Guxhagen). Trotz guter Konjunktur fällt die Bilanz der Obermeister doch sehr unterschiedlich aus. Je nach Gewerk und Region differieren die Bewertungen. So ist beispielsweise die Auftragslage und die Zufriedenheit der Betriebe im nördlichen Kreisteil oft besser als im südlichen Schwalm-Eder-Kreis. Oder in Elektro- und Ausbaugewerken ist die Auslastung höher als in anderen Gewerken.

„Nicht alle Betriebe haben die Auftragsbücher ausreichend gefüllt“, erklärte Dittmar. Deshalb ist das Thema Fachkräftemangel auch nicht in allen Gewerken ein Thema. Hier müsse man sehr genau hinschauen, der Bedarf kann von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich sein. „Klar ist, gute Fachkräfte sind oder werden rar“. Die Gewinnung von Berufsnachwuchs bleibt eine zentrale Aufgabe für die Handwerksorganisation und die Betriebe. Im Wettbewerb um Marktanteile können sich Handwerksbetriebe insgesamt gut behaupten, auch wenn es auch hier unterschiedliche Entwicklungen gibt. Mit Blick in die Zukunft ist Dittmar zuversichtlich. „Handwerk hat auch in der Digitalisierung gute Chancen. Individuallösungen bleiben gefragt. Mehr Gedanken müssen sich Branchen machen, die Standardlösungen anbieten. Diese werden noch stärker unter Preis und Kostendruck geraten“.

Rente
Aus Sicht des Handwerks müsse sich die Rentenpolitik ändern. „Älteren Mitarbeitern sollte es möglich sein, auch im Rentenbezug auf freiwilliger Basis weiter zu arbeiten. Die Entscheidung sollte bei den Betroffenen liegen und nicht beim Staat. Wir brauchen flexible Möglichkeiten und keine starren staatlichen Systeme“, forderte Dittmar. Hauptbelastung für die vielen kleinen und mittelständischen Betriebe sei nicht der Wettbewerb, sondern die stetig wachsende Bürokratie.

Der Staat schaffe immer mehr Hürden mit immer neue Regelungen. Diese erschweren jungen Menschen den Start in die Selbstständigkeit und binden in kleinen Betrieben immer mehr Ressourcen. Das spielt Großbetrieben oft in die Hände, die aufgrund ihrer Größe oft besser aufgestellt sind als Kleinbetriebe. Im Wettbewerb um Marktanteile geraten dadurch besonders kleinere Betriebe immer stärker unter Druck. Hier sei ordnungspolitisch unbedingt ein Umdenken in der Politik nötig, wenn man Zentralismus und Monostrukturen wie in anderen Ländern vermeiden will. Dittmar erinnerte daran, das gerade der Mittelstand Deutschland schon oft vor schlimmeren Szenarien bewahrt hat. Aber ein florierender Mittelstand braucht auch den entsprechenden Nährboden, um diese Ergebnisse liefern zu können. Der Hang zur Oberflächlichkeit und eine „Alles-wird-gut-Mentalität“ helfen da nicht weiter.

Unterstützung
Zum Dialog mit den Obermeistern war Jürgen Kaufmann, Erster Kreisbeigeordneter, zu Gast in der Versammlung. Kaufmann warb für ein gutes Miteinander zwischen Landkreis, Kommunen und dem örtlichen Handwerk. Traditionell gibt es viele Anknüpfungspunkte zwischen den Handwerksbetrieben und der kommunalen Selbstverwaltung. So investiere der Landkreis in den kommenden Jahren verstärkt in den Ausbau von Infrastruktur, etwa im Bereich Straßenbau und Breitbandvernetzung sowie in die Modernisierung von Schulen und öffentlichen Einrichtungen. Gestärkt werden soll aber auch die Umsetzung der Auftragsvergabe. Hier werde eine zusätzliche Stelle geschaffen, um die Abwicklung zu beschleunigen und zu überwachen.

Zugleich will der Kreis damit auch Gemeinden bei ihren Ausschreibungen und der Auftragsabwicklung unterstützen. Dies sei dringend nötig, damit die Investitionen auch umgesetzt werden. Hier fehle es immer mehr an Bauherrenkompetenz und weniger am politischen Willen. Kreishandwerksmeister Dittmar begrüßte diese Entscheidung und bedauerte, dass in Deutschland häufiger Investitionen mangels fachkundigen Personals nicht umgesetzt werden können. Alleine in Hessen wurden 2016 öffentliche Aufträge im Straßenbau in Höhe von 39 Millionen Euro nicht umgesetzt, weil Fachleute in den öffentlichen Bauverwaltungen fehlten.

Flüchtlinge
Auch wenn die Flüchtlingsproblematik nicht stetig im Hauptfokus steht, so bleibt das Thema ein Dauerthema, dem man sich nicht verschließen darf, sagte Kaufmann. „Wir müssen vor Ort sehen wie wir angemessen und menschlich mit der Situation umgehen.“ Ein besonderer Stellenwert kommt dabei der Integration in den Arbeitsmarkt zu. Kaufmann lobte die Kreishandwerkerschaft für die vielfältigen Aktivitäten. Im Namen des Kreisausschusses überreichte er den Handwerkern eine Förderzusage des Kreisausschusses für das positive Engagement. Durch die Kreishandwerkerschaft haben zahlreiche Flüchtlinge in der Maßnahme „Perspektive für Flüchtlinge“ eine erste berufliche Teilhabe erfahren. Mit der Schaffung der Stellen „Willkommenslotse“ und „Passgenaue Besetzung“ seien wichtige Anlaufstellen für Betriebe geschaffen worden, die Flüchtlinge oder Migranten ausbilden oder beschäftigen wollen. (red)



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