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Berufliche Teilhabe am Pflanztisch

Gärtnermeister Martin Weinelt übernimmt eine Palette mit Pflanzen, die Mareike Mergard eingetopft hat. Foto: Hephata
Gärtnermeister Martin Weinelt übernimmt eine Palette mit Pflanzen, die Mareike Mergard eingetopft hat. Foto: Hephata

Treysa. Pflanztöpfe mit Erde füllen, Setzlinge eintopfen, glattstreichen – alltägliche Handgriffe in einer Gärtnerei. Für Mareike Mergard sind diese Tätigkeiten alles andere als banal: Die junge Frau ist stark sehbehindert, in ihrer Mobilität eingeschränkt und kann nicht verbal kommunizieren.

Für die Gärtnerei qualifiziert

In diesem Alltag angekommen zu sein, erfüllt Mareike Mergard mit Stolz und Zufriedenheit. Sie hat den 27-monatigen Berufsbildungsbereich absolviert und sich damit für die Arbeit in der Hephata-Gärtnerei in Treysa qualifiziert. Seit November vergangenen Jahres arbeitet sie dort als Helferin im Zierpflanzenbau. Am Donnerstag, 28. Februar 2019, hat Mareike Mergard in Kassel ihr Zertifikat als Absolventin des Berufsbildungsbereiches in Empfang genommen – gemeinsam mit den anderen Absolventen der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Hessen Nord. (siehe: Bereit fürs Berufsleben).

Einige Hürden gemeinsam gemeistert

tDass sie in der Hephata-Gärtnerei arbeiten wollte, stand für Mareike Mergard bereits nach einem Schulpraktikum fest. Dieser Wunsch hat sich im dreimonatigen Eingangsverfahren des Berufsbildungsbereiches weiter manifestiert. „Es gab einige Hürden, aber wir haben sie gemeinsam gemeistert“, erklärt Hans-Günter Kripko, Hephata-Bereichsleiter der Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Ziel der Qualifizierung im Berufsbildungsbereich sei es, „dass die Beschäftigten möglichst selbständig die einzelnen Arbeitsschritte und dann auch komplette Arbeitsgänge erledigen können“. Die Ausbildungspläne werden entsprechend der Art der Behinderung und der daraus resultierenden Leistungsfähigkeit und Entwicklungsmöglichkeiten individuell erstellt.

Erfülltes Arbeitsleben

Ausgestattet mit diesen Möglichkeiten werde ein Wechsel auf den ersten Arbeitsmarkt oder in eine Betriebsintegrierte Beschäftigung (BiB) angestrebt. Aber auch eine Beschäftigung im Arbeitsbereich der Werkstätten – der Gärtnerei in Mareike Mergards Fall – trage zu einem erfüllten Arbeitsleben bei und schaffe Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. „Die Beschäftigten leisten dort einen wichtigen Beitrag zur Wertschöpfung“, sagt Kripko. „Die Pflanzen, die Frau Mergard topft, gehen in den Verkauf. Das zeigt, dass in den Werkstätten ein hohes Maß an Kompetenz vorhanden ist.“

Zufriedenheit bis ins Privatleben

Zierpflanzen sind ihr Metier: Mareike Mergard absolvierte den Berufsbildungsbereich in der Hephata-Gärtnerei in Schwalmstadt-Treysa. Foto: Hephata
Zierpflanzen sind ihr Metier: Mareike Mergard absolvierte den Berufsbildungsbereich in der Hephata-Gärtnerei in Schwalmstadt-Treysa. Foto: Hephata

Acht Stunden täglich arbeitet Mareike Mergard in der Hephata-Gärtnerei. Ihr Arbeitsgebiet ist der Zierpflanzenbau – auch das hat sich während des Eingangsverfahrens rasch als optimal herausgestellt. Beschäftigte, die den Berufsbildungsbereich in der Gärtnerei absolvieren, lernen jeden der dortigen Arbeitsbereiche kennen. „Floristik, Blumen- und Zierpflanzenbau, Gemüsebau, Außen- und Anlagenpflege“, zählt Martin Weinelt auf. Der Gärtnermeister ist Mareike Mergards Bildungsbegleiter und damit ihr Ausbilder.

„Die Rahmenpläne des Berufsbildungsbereiches orientieren sich an der Ausbildung im Gartenbau“, erklärt er weiter. Gemeinsam mit Arbeitsgruppenleiterin Stefanie Cyriax und Sabrina Kurz vom Sozialdienst hat er Mareike Mergards Fortschritte verfolgt. „Ihr absoluter Wille und ihre große Motivation haben dazu beigetragen, dass Mareike sich so positiv entwickelt hat“, sagt Weinelt. Sabrina Kurz nickt und ergänzt: „Die Arbeit in der Gärtnerei wirkt auf sie ausfüllend und lässt sie zufrieden sein, das ist auch im Privatleben zu spüren, wie die Angehörigen uns berichten.“

Individuelle Gebärden entwickelt

Voller Energie und Motivation startet Mareike Mergard in den Arbeitstag. Wenn sie Pflanzen und fertig getopfte Ware von einem Standort zum nächsten bringt, dient ihr Rollator gleichzeitig als Transportwagen. Zunächst hat sie das Eintopfen von Pflanzen gelernt, dann kamen nach und nach die nächsten Arbeitsschritte dazu. Mit großer Begeisterung widmet sich Mareike Mergard dem Gehölzschnitt.

„Aufgrund ihrer Sehbehinderung setzt sie dabei ihren Tastsinn ein und schneidet mit sehr viel Gefühl“, sagt Weinelt. Da Mareike Mergard sich nicht verbal mitteilen kann, läuft die Verständigung über Gebärden und Bilder. „Die Teamleiter haben Fotos der einzelnen Arbeitsschritte gemacht und Mareike die Fotos auf dem Tablet-Computer gezeigt“, erklärt Martin Weinelt. Auch individuelle Gebärden für spezielle Begriffe des Gärtnerhandwerks haben sie gemeinsam entwickelt.

Guter Einfluss aufs Arbeitsklima

„Frau Mergard ist eine große Bereicherung für die Gärtnerei“, sagt Hans-Günter Kripko. Sie sei vollständig ins Team integriert. „Jeder bezieht sie mit ein und kümmert sich um sie. Das macht auch etwas mit der ganzen Gruppe der Beschäftigten und hat einen überaus positiven Einfluss aufs Arbeitsklima“, so Kripko weiter.

Auch nach ihrer Übernahme in ein Beschäftigungsverhältnis wird Mareike Mergard sich weiter qualifizieren. In der Zukunftsplanung, die am Abschluss des Berufsbildungsbereiches steht, wurden die weiteren Pläne besprochen und gemeinsam überlegt, wie diese umgesetzt werden können.

Hephata-Gärtnerei

In der Hephata-Gärtnerei sind aktuell rund 50 Mitarbeiter beschäftigt, darunter eine komplette Arbeitsgruppe von sechs Personen im Berufsbildungsbereich. Zur Gärtnerei gehört ein Laden, in dem Floristik, Pflanzen und Gemüse angeboten werden. Zudem sind die Mitarbeiter für die Pflege des Stammgeländes der Hephata Diakonie in Treysa zuständig und übernehmen externe Aufträge, beispielsweise die Pflege von Außenanlagen.

(red)



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