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Ausbildungspakt zieht Jahresbilanz

In der Dualen Ausbildung werden Studium und Beruf, bzw. Ausbildung aufeinander abgestimmt. Foto: nh
In der Dualen Ausbildung werden Studium und Beruf, bzw. Ausbildung aufeinander abgestimmt. Foto: nh

Region. Die Jahresbilanz des Ausbildungspakts legten die Agentur für Arbeit, Kreishandwerkerschaft und IHK-Servicecenter vor. Die Zahlen belegen: Der Wille zur Ausbildung ist ungebrochen.

Geeigneter Nachwuchs schwer zu finden

Bei den Betrieben im Schwalm-Eder-Kreis ist die Bereitschaft der Betriebe, junge Menschen in den verschiedenen Handwerksberufen auszubilden, nach wie vor groß. Zirka 45 Ausbildungsstellen konnten laut einer Nachfrage bei den Mitgliedern zum diesjährigen Ausbildungsbeginn nicht besetzt werden. Die offenen Stellen beziehen sich auf fast alle Gewerke.

„Wie andere Wirtschaftsbereiche, so hat auch das Handwerk Probleme, geeigneten Berufsnachwuchs zu finden“, sagte Geschäftsführer Jürgen Altenhof. Sehr gute Chancen bieten sich den Jugendlichen in den Berufen des Bauhaupt– und Baunebengewerbe. Gesucht werden bei den Berufen Maurer, Metallbauer, Maler und Lackierer, Tischler ebenso wie in den Ausbildungsberufen Elektroniker oder Anlagenmechaniker.

Die Wirtschaftsmacht von nebenan

Insgesamt wird deutlich, dass die energetische Gebäudesanierung ein Megatrend ist, der auch in den kommenden Jahren anhalten wird. Entsprechend positiv ist auch der Ausblick für die genannten Berufe. Trotz des positiven Ausblicks blieb auch die Zahl der neuen Auszubildenden wieder hinter den Erwartungen zurück. Bedauerlich ist, dass die anhaltend guten Chancen für Jugendliche oft nicht hinreichend erkannt werden. Das Handwerk als Wirtschaftsmacht von nebenan setzt viel in Bewegung, um diese Botschaft an die Schulabgänger und Studienabbrecher zu bringen.

Um offene Stellen bewerben und vermitteln zu können, fragt die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder jedes Quartal die offenen Praktikums- und Ausbildungsstellen bei den Innungsfachbetrieben nach.

Image- und Nachwuchskampagnen

Bis zum 30.10.2019 sind 320 neue Lehrverträge abgeschlossen worden. Damit wird die Zahl des vergangenen Jahres leicht unterschritten. Altenhof machte deutlich, dass auch Hauptschüler vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk haben. Die Statistik zeigt, dass ca. 50 % der neuen Lehrverträge mit Hauptschülern abgeschlossen wurden.

Mit der Schaffung der Stellen „Passgenaue Besetzung“ und „Willkommenslotse“ bietet die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder in Zusammenarbeit mit dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks eine optimale Unterstützung der Betriebe bei der Gewinnung von Auszubildenden.
Zudem können die Imagekampagne des Deutschen Handwerks und die Nachwuchskampagne den Handwerksbetrieben helfen, Jugendliche für die Ausbildungsberufe im Handwerk zu gewinnen.

Zukunftschancen für junge Menschen

Regelmäßig nehmen die Kreishandwerkerschaft und die Innungen an den Bildungsmessen in Homberg, Fritzlar, Melsungen und Schwalmstadt sowie an der Ausbildungsbörse in Borken teil.

Durch die immer sichtbareren Veränderungen der Konjunktur rückt das Handwerk wieder mehr in den Blickpunkt der Schulabgänger und der Studienabbrecher. Der Karriereweg könnte dann so aussehen: verkürzte Ausbildung, Techniker- oder Meisterschule, leitende Position bzw. Selbstständigkeit. Schließlich suchen viele Betriebsinhaber in den nächsten Jahren einen Nachfolger. Hier bietet das Handwerk ganz große Zukunftschancen für junge Menschen.

Die Kreishandwerkerschaft mit ihren angeschlossenen Innungen wird sich weiter bemühen, jungen Menschen die Berufsausbildung im Handwerk näher zu bringen und Karrieremöglichkeiten aufzeigen.

Kaufmännische Berufe vorn

Im Landkreis zeigt sich die Bilanz bei den gewerblich-technischen und den kaufmännischen Berufen von sehr unterschiedlichen Tendenzen gekennzeichnet. Traditionell ist die Zahl der kaufmännischen Ausbildungsverträge höher als die der gewerblich-technischen. Konkret bedeutet dies 2019 393 neu abgeschlossene kaufmännische und 206 gewerblich-technische Ausbildungsverträge. Damit verzeichnen die kaufmännischen Berufe ein Plus von 6,5 % im Vergleich zum Vorjahr, während die gewerblich-technischen Berufe 3,7 % einbüßen.

Vor allem zwei Bereiche stützen das positive Gesamtbild der kaufmännischen Seite: Sowohl die Banken intensivierten ihre Ausbildungsanstrengungen und erzielten ein Plus von hervorragenden 38,5 % und übertrafen den positiven Trend im Bankenbereich plus 16,8 % noch beträchtlich, als auch der Logistiksektor. In den verschiedenen Ausbildungsberufen dieses Bereichs schrieben die IHK-Vertragsexperten ebenfalls beeindruckende Zahlen in die Bilanz. So verzeichnete man bei den Kaufleuten für Speditions- und Logistikdienstleistungen einen Gewinn von 111,1 %, die Fachlageristen wuchsen um 95,7 %, die Fachkraft für Lagerlogistik hielt sich stabil auf dem Vorjahresniveau. Insgesamt bilanzierte die IHK hier 70 neue Verträge.

Comeback für den Bankkaufmann

„Hier zeigt sich der Einfluss bestimmter Standortfaktoren wie etwa die Funktion des Schwalm-Eder-Kreises als Transport- und Logistikdrehkreuz mit mindestens nationaler Bedeutung“, weist Enrico Gaede die Richtung. „Offensichtlich sind die regionalen Entwicklungen derart stark, dass die Betriebe ihre Bewerber intensiv suchen und – das ist das Entscheidende – auch finden.“ Teilnahmen an Berufsorientierungsmessen, Schulveranstaltungen oder die IHK-Aktion Perfect Match in 2018 und 2019 sind vielfach ein Muss für die Ausbildungsbetriebe, die nun beginnen, von ihren Aktivitäten zu profitieren.

Für den Bankensektor, der in den vergangenen Jahren verstärkt auf Digitalisierung und Automatisierung setzte und deshalb seine Ausbildungsanstrengungen zurückschraubte, scheint dies in ähnlicher Weise zu gelten. Der Bankkaufmann, einer der am meisten nachgefragten klassischen Ausbildungsberufe feiert sein Comeback. „Zumindest in 2019,“ stellt Enrico Gaede klar, der aus Erfahrung weiß, wie viele unterschiedliche Faktoren die Ausbildungsentscheidung letztlich beeinflussen.

Gästebranche eingetrübt

Im scharfen Gegensatz zum Nachbarkreis Waldeck-Frankenberg sieht die Bilanz für Schwalm-Eder auf der Soll-Seite vor allem bei der Hotellerie und Gastronomie stark eingetrübt aus. Kann sich der Hotelfachmann mit plus 20 % noch deutlich steigern, bleiben der Koch mit minus 18,2 %, der Restaurantfachmann mit schon minus 42,9 % und der Systemgastronom mit minus 33,3 % deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Im Vorjahr allerdings zeichnete sich bereits ein vergleichbarer Trend ab, was nach Auffassung des IHK-Experten eher für übergeordnete Branchen- oder Konjunkturprobleme als für ein nachlassendes Ausbildungsinteresse der Betriebe spreche.

Rückläufige Tendenzen im Handel

Auffällig allerdings ist auch die bedauerliche negative Bilanz des Einzelhandels mit minus 8,2 %, Büromanagement mit minus 12,5 % und der Groß- und Außenhandel, der mit einem Minus von 15,2 % abschließt. Punktuell wirksame übergeordnete Einflüsse wie der Brexit könnten den letzteren Beruf zur Zeit beeinträchtigen, die rückläufige Tendenz im Handel ebenso und schließlich die zunehmende Digitalisierung im Büromanagement schlagen sich als begrenzende Faktoren nieder.

„Im nächsten Jahr kann dies aber bereits völlig anders aussehen, wenn Krisen überwunden und wichtige Fragen wie etwa die der modernen Ausbildungsorganisation beantwortet sein werden,“ gibt sich Enrico Gaede optimistisch. „Das Gesamtergebnis für den Schwalm-Eder-Kreis 2019,“ so stellt er abschließend fest, „belegt das eindeutig“.

(red)



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