Ganß macht die Federbetten sauber
Homberg (Efze). Zahlreiche Hebel und Schaugläser, sich drehende Trommeln und im Wind fliegende Federn – die Bettfederwaschanlage von Jonas Ganß erinnert ein wenig an ein Unikat des Tüftlers Daniel Düsentriebs. Die Maschine aus dem Jahr 1966 hat jedoch nach wie vor ihre Daseinsberechtigung, hat sie doch Vorzüge, die neueste Technik nicht immer vorweisen kann.
Federn sind das zweite Standbein
„Unsere Maschine wäscht die Federn und Daunen und besprüht sie nicht nur mit Dampf“, erklärt Jonas Ganß die Besonderheit, der sich mit der Anlage ein zweites berufliches Standbein geschaffen hat. „Um ein Haar wäre die Maschine verkauft oder gar verschrottet worden. Meine Handwerkerseele sah jedoch eine Zukunft für die Anlage, die so nirgends in Europa mehr gebaut wird“, verrät Ganß, der als gelernter Holzblasinstrumentenmachermeister eigentlich einem ganz anderen Handwerk nachgeht.
Sein Onkel, Roland Wohlrab, führte über Jahrzehnte das Homberger Bettenfachgeschäft und war Vorbesitzer der Federwaschanlage. Im Alter von 66 Jahren gab Roland Wohlrab sein Unternehmen aus Altersgründen auf, sodass er die Familie zu einem Firmen-Abschiedsessen einlud.
„Eigentlich war die Übernahme der Reinigungsanlage eine Spontanidee des Abends. Der Gedanke ließ mich im Laufe der nächsten Wochen aber nicht mehr los“, gesteht Jonas Ganß, der die Spontanidee immer mehr reifen, sich schließlich vom Team des Virtuellen Gründerzentrums (VGZ) beraten ließ und dann tatsächlich die Anlage übernahm, um selbst ein Unternehmen zu gründen.
Der Lauf der Mechanik
„Ich sehe im Handwerk der Federbettenaufbereitung durchaus eine Zukunft. Federbetten sind absolut nachhaltig und ein klimaneutrales, langlebiges Produkt. Die Federn sind ein Wunder der Natur und entstammen aus zertifizierter, tierschutzgerechter Produktion. Lebendrupf kommt bei uns in kein Kissen!“, versichert Ganß. Eine gepflegte Daunendecke könne eine Lebenszeit von 20 bis 30 Jahren erreichen und leiste damit einen Beitrag zum Klimaschutz.
„Die wohlige Wärme eines Federbetts kann auch die beste Kunstfaser nicht ersetzen. Ein Federbett verleiht eine trockene Wärme, da es absolut atmungsaktiv ist“, so Ganß, der sich Stück für Stück in das Familienhandwerk hineinarbeitete und seine Kunden jetzt selbst zu den passenden Federbettwaren beraten kann.
„Der Anteil von Daunen und Stützfedern muss stimmen“, weiß Ganß. Kommt ein Kunde mit einem gebrauchten Federkissen, so trennt er zunächst das Inlett auf, füllt den Kisseninhalt in die Reinigungsanlage und lässt der Mechanik ihren Lauf. Waschen, Trocknen, Füllen – so der grobe Ablauf, der mit gekonntem Blick vom Maschinenbetreiber überwacht und über zahlreiche Hebel und Drehknöpfe gesteuert wird. „Das Inlett wird gewaschen oder bei zu argem Gebrauch auch durch ein neues ersetzt. Nach einer Behandlung schläft der Kunde wieder wie neu geboren in seinen Kissen und Decken“, verspricht der 27-Jährige.
Kombination von Bett und Blasintrument
Gleich neben seiner Reinigungsannahme hat Ganß seine Instrumentenwerkstatt. Der Meister arbeitet Blech- und Holzblasinstrumente mit großem handwerklichen Können auf. Polstert Klappen und Ventile neu ab, richtet die Mechanik oder verhilft dem Instrument zu neuem Glanz.
„Ich kümmere mich um Profiinstrumente wie auch um die Klarinette oder die Trompete eines Hobbyspielers“, gesteht der leidenschaftliche Musiker. „Der Reiz liegt in der Kombination zweier Handwerksgewerke unter einem Dach. Wer sein Instrument abholt, möchte vielleicht auch in qualitätsvollem Bettzeug schlafen“, denkt sich der junge Unternehmer, der eigens seinen Wohnsitz aus dem Stuttgarter Raum wieder in die Heimat, Homberg, zurückverlegt hat.
Coworking Space im Gründerzentrum
Bei Fragen zum Thema Existenzgründung und Nachfolge können sich Gründer kostenlos durch das Virtuelle Gründerzentrum Schwalm beraten lassen. Das Büro befindet sich im Coworking Space in der Bahnhofstraße 12 in Schwalmstadt-Treysa.
(red)