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THW Kiel zu stark für die MT Melsungen

MT-VasilakisKassel/Melsungen. Vor der nicht ganz befriedigenden Kulisse von 3.310 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle  unterlag die MT Melsungen in ihrem ersten Spiel der Saison 2009/20 dem amtierenden Meister, Pokalsieger und Champions-League Finalisten THW Kiel mit 25:35 (16:19). Durch einen kurzer Leistungseinbruch nach der Pause beraubten sich die Hausherren aller Chancen. Insgesamt war der Erfolg des Rekordchampions aber verdient und allenfalls in der Höhe etwas zu deutlich.

Während in der Anfangsphase sogar ein erster Punktgewinn gegen den haushohen Favoriten im Bereich des Möglichen schien, kostete der Leistungsknick direkt nach der Pause alles, was sich die Mannschaft durch mutiges und durchaus gefälliges Spiel vorher mühsam aufgebaut hatte. Auf der anderen Seite lebten die Fördestädter in der spielentscheidenden Phase nicht etwa von mannschaftlicher Geschlossenheit, sondern von der individuellen Stärke ihrer Stars. Und wieder einmal war es Melsungen-Schreck Kim Andersson, der in diesen Minuten nach der Pause nicht nur wegen zweier ganz wichtiger Treffer großen Anteil an der Vorentscheidung hatte.

Dabei hatte es lange Zeit richtig gut ausgesehen für die MT. Das Fehlen von Vladica Stojanovic als Schaltstation in der Mitte fiel kaum auf, weil Nenad Vuckovic diesen Part mehr als zufriedenstellend ausfüllen konnte. Anders als noch in der Vorbereitung überzeugte der Serbe weniger als Torschütze denn als Ideengeber und Vorbereiter. Gleich sein erstes Anspiel auf Thomas Klitgaard am Kreis war erfolgreich. Ebenso die anschließenden Spielzüge über die Halbpositionen. So verwunderte es nicht, dass die Hausherren nach sieben Minuten durch Daniel Tellander erstmals mit 3:2 in Führung gehen konnten. Melsungen war absolut ebenbürtig und versteckte sich nicht. Im Gegenteil hatte man den Eindruck, als könnte etwas gehen gegen den Rekordmeister an diesem Nachmittag.

Der mit Abstand beste Kieler, Thierry Omeyer, brachte sein Team zurück in die Spur. Schon vorher Sieger über Savas Karipidis im Duell eins gegen eins parierte der Franzose reaktionsschnell einen Vuckovic-Wurf und leitete sofort den Gegenangriff ein – mit Erfolg. Börge Lund fand den an den Kreis eingelaufenen Henrik Lundström, und der brachte den THW mit 5:4 wieder nach vorn. Ein Schema, das in den Folgeminuten noch öfter zu beobachten war. Immer wieder war es der Weltmeister zwischen den Pfosten, der Ausgangspunkt für Kieler Konter war. Wie beim 6:6 durch Börge Lund, wie beim 7:7 durch Filip Jicha.

Die erste Chance für eine Vorentscheidung bot sich dem Meister nach 13 Minuten. Thomas Klitgaard saß bereits eine Strafe ab, als auch Franck Junillon nach einer unglücklichen Abwehraktion auf die Bank geschickt wurde. In doppelter Unterzahl mussten sich die Rot-Weißen den anstürmenden Zebras entgegen stemmen, und meisterten diese Aufgabe mit Bravour. Zwar konnte Christian Sprenger zweimal für die Gäste einnetzen. Dazwischen aber spielten vier Melsunger die Kieler Deckung mustergültig aus. Nenad Vuckovic zog mit Filip Jicha und Henrik Lundström die komplette linke Abwehrseite auf sich und legte auf den dadurch freien Savas Karipidis ab, der Omeyer keine Chance ließ.

Durch solche Aktionen holten sich die Nordhessen das Selbstvertrauen, die Partie auch weiterhin offen zu halten. Die Zebras kamen einfach nicht weg, obwohl sie inzwischen Franck Junillon als Schwachstelle im Melsunger Spiel ausgemacht hatten. Das hatte jedoch auch Trainer Ryan Zinglersen registriert und Grigorios Sanikis für den indisponierten Franzosen gebracht. Ein glückliches Händchen, denn der Grieche sprühte vor Ideen und riss das Angriffsgeschehen gleich an sich. Seine Anspiele auf Thomas Klitgaard am Kreis gaben Marcus Ahlm und Filip Jicha mehrfach Rätsel auf. Melsungen war Mitte der ersten Hälfte absolut ebenbürtig. Der Meister konnte sich bei seinem Torhüter Thierry Omeyer bedanken, dass er nicht ins Hintertreffen geriet.

Gästetrainer Alfred Gislason leitete die Wende im Spiel ein, als er gegen Ende der ersten Hälfte Daniel Narcisse ins Feld schickte. Börge Lund hatte bis dahin nicht schlecht gespielt. Aber auch nicht gut genug, um den gewünschten Vorsprung herauszuarbeiten. Erst Narcisse schaffte das, indem er selbst mehrfach in die Nahtstellen der Melsunger Deckung stieß. Sein Doppelschlag zum 13:17 sorgte nach 27 Minuten erstmals für etwas klarere Verhältnisse. Trotzdem noch kein Grund für die weiter kämpfenden Melsunger, die Partie verloren zu geben. Vasilakis machte mit dem Halbzeitpfiff das 16:19.

Doch nach dem Wechsel kommen die Rot-Weißen völlig aus dem Tritt, der Gegner zieht gnadenlos durch und die zarten Hoffnungen auf ein positives Resultat sind binnen Minuten zerstört. Es sind Details, die den Unterschied ausmachen. Das Anspiel von Vasilakis auf Klitgaard kommt nicht an, Jicha spurtet zum Torerfolg. Omeyer pariert einen harmlosen Junillon-Wurf, Andersson locht per erster Welle ein. Technischer Fehler MT direkt nach dem Anwurf, Jicha profitiert erneut. Gleich der nächste Fauxpas im Angriff, Sprenger geht auf und davon. Exakt 115 Sekunden brauchten die Kieler, um das Spiel mit vier eiskalten Konterstößen zu entscheiden. Da machte es schon kaum noch etwas aus, dass Lund und noch einmal Andersson nach dem TimeOut von Ryan Zinglersen gleich noch zweimal nachlegten.

Von diesem Vorsprung zehrten die Zebras in der Folge. Die MT fing sich und hielt wieder dagegen, der THW tat sich im Positionsspiel vergleichsweise schwer und beschränkte sich auf das, was an diesem Tag für ihn am erfolgversprechendsten war: aufbauend auf die nach dem Wechsel immer besser werdende Leistung von Thierry Omeyer Konter zu laufen, und vornehmlich per erster und zweiter Welle den Erfolg zu suchen. Dabei kam dem Favoriten natürlich entgegen, dass weder Mario Kelentric noch Robert Lechte auch nur annähernd an die Leistung des Franzosen im Kasten gegenüber heran kam. Dafür war jedoch auch die Abwehrleistung nicht gut genug. Das teils mangelhafte Rückzugsverhalten der Bartenwetzer öffnete den Kielern immer wieder Räume für ihre Gegenstöße und lud zum munteren Scheibenschießen ein. Und da die Partie schon so zeitig entschieden war, nutzten beide Trainer die Chance zum Durchwechseln. Das tat der Ansehnlichkeit nicht unbedingt gut, ermöglichte aber dafür das eine oder andere individuelle Highlight. Wie den sehenswerten Doppelpack von Felix Danner zum 23:31 oder Dominik Kleins einzigen Treffer zum 24:35 – per Gegenstoß natürlich. Richtige Stimmung kam aber im Gegensatz zur ersten Hälfte nicht mehr auf. Nur der Kieler Anhang feierte ausgelassen seine Helden. Denen hatten zwei Minuten zur Vor-, und weitere fünf Minuten zur endgültigen Entscheidung gereicht. Aber diese Kaltschnäuzigkeit zum richtigen Zeitpunkt macht wohl den Unterschied zwischen Mittelfeld und Spitzenklasse.

Stimmen zum Spiel
Alfred Gislason:
Kompliment an meine Mannschaft, die richtig gut gespielt hat. Ich habe versucht, die Lasten heute gut zu verteilen, um das Tempo über die gesamte Spielzeit hoch halten zu können. Klar war die Niederlage am Dienstag im Supercup gegen Hamburg nicht nach unserem Geschmack. Bei Melsungen merkte man, dass Stojanovic gefehlt hat. Sie haben zwar einige gute Leute, aber die Erfahrung haben eben wir.

Ryan Zinglersen: Wenn man, wie wir heute, die ersten Minuten nach dem Wechsel mit 6:0 verliert, dann ist da eben nichts drin. Kiel hat jeden einzelnen Fehler von und gnadenlos bestraft. Wenn man in so ein Loch fällt wie wir nach der Pause, dann muss man versuchen, es sofort wieder zu schließen. Das ist uns heute nicht gelungen. Deshalb war der Sieg der Kieler verdient. Trotzdem darf man die Leistung meiner Mannschaft nicht am Ergebnis fest machen. Wir haben eine tolle erste Halbzeit gespielt, und waren bis auf die ersten zehn Minuten nach der Pause immer dran am Favoriten.

Statistik

MT Melsungen: Kelentric (1.-22., 31.-40., 4 P.), Lechte (22.-30., 40.-60., 3 P.); Brouko, Schöngarth, Junillon 1, Klitgaard 7, Tellander 1, Tsimourtos, Vasilakis 6/1, Treutler (n.e.), Danner 2, Sanikis 3, Karipidis 3/1, Vuckovic 2.

THW Kiel: Omeyer (22 P.), Gentzel (n.e.); Lund 3, Andersson 4, Lundström 8/5, Anic, Sprenger 4, Ahlm 2, Zeitz 2, Palmarsson, Narcisse 2, Ilic 3, Klein 1, Jicha 6

SR: Holger Fleisch (Ostfildern) / Jürgen Rieber (Nürtingen)

Zeitstrafen: 6 – 6 (Klitgaard 12:35, Junillon 13:03, Vasilakis 59:34 – Ahlm 27:07, Anic 54:26, Lund 59:57)

Strafwürfe: 3/2 – 5/5, Karipidis scheitert an Omeyer (56:32).

Zuschauer: 3.310 in der Rothenbach-Halle, Kassel



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