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Seniorenmeisterschaften: Gold und Silber für Hella Böker

Minden/Melsungen. „Wer seine Erwartungen auf das rechte Maß einstellt, wird am Ende der deutschen Seniorenmeisterschaften zufrieden sein können“, sagte Alwin J. Wagner wenige Tage vor den Titelkämpfen der Senioren in Minden. Die Verantwortlichen der  Melsunger Turngemeinde hatten nach diesen drei Wettkampftagen mit einer Gold, zwei Silber und einer Bronzemedaille für die beiden MT-Starter Hella Böker und Harry Geier gerechnet.

Aber Hella Böker triumphierte bereits am ersten Tag mit einer Gold- und einer Silbermedaille und sorgte damit für eine große Überraschung.  Man hatte mit einer Goldmedaille am zweiten Tag im Hammerwerfen gerechnet, aber dass sie nach einem spannenden Diskuswettkampf am Ende als Siegerin hervorgehen würde –  das  hatte vorher niemand gedacht.

Der erste Wettkampftag wurde mit dem Diskuswerfen eröffnet. Bereits beim Einwerfen machte der Wind den Seniorinnen zu schaffen und stellte hohe Anforderungen an die Werferinnen, denn er drehte sich ständig. Mal kam er direkt von vorn, mal von hinten und manchmal auch von der Seite.  Vor jedem Wurf musste man neue Berechnungen anstellen, ja, innerhalb von Sekunden die Ausgangsstellung ändern.

Bevor Hella Böker ihren ersten Versuch durchführen konnte, hatte Brunhild Ponzelar, die für  den CSV Krefeld startet, aber bereits seit 43 Jahren in Mexiko lebt, die Führung mit 20,03 Meter übernommen.  Nach ihr trat Hella Böker in den Diskuskreis und sorgte gleich mit ihrem ersten Versuch für einen wahren Paukenschlag.  Nach einer guten Drehung auf einem sehr stumpfen Betonkreis schleuderte sie die 1kg-Scheibe auf großartige 27,34 Meter und näherte sich bis auf 46 Zentimeter ihren Kreisrekord, den sie bei einem Abendsportfest am 24. Mai 2011 in Neukirchen aufgestellt hatte.

Der Angriff auf diese Weite wurde bereits im ersten Durchgang von den beiden nachfolgenden Werferinnen Karin Illgen und Ingrid Hausknecht eingeleitet. Doch sie vermochten die 28fache deutsche Seniorenmeisterin zunächst nicht von  Rang eins zu verdrängen. Ingrid Holzknecht aus Elmshorn traf beim Abwurf das Gerät nicht optimal, so dass der Diskus nach 25,29 Meter wieder Bodenkontakt hatte. Und Karin Illgen aus Leipzig, die vor drei Wochen bei den Senioren-Weltmeisterschaften in Sacramento (USA) in dieser Disziplin die Silbermedaille gewonnen hatte, schien von Hella Bökers Auftaktwurf ein wenig geschockt zu sein, denn mit 26,28 Meter blieb sie ebenfalls hinter der vielseitigen Werferin aus Fuldabrück zurück.

Mit dieser Leistung kann man allenfalls die Basis für die nächsten Versuche schaffen, und Ingrid Holzknecht plante genau das. Sie und Karin Illgen wollten im zweiten Durchgang Hella Böker aus den Angeln heben, die da, kaum dass ihr die überraschenden 27,34 Meter gelungen waren, mit der Nonchalance einer Frau den Diskuskreis betrat, die nichts, aber auch gar nichts mehr zu verlieren hatte.  Wieder ließ sie nach einem weiten Anschwung die Scheibe im richtigen Augenblick aus der Hand fliegen, und erneut flog der Diskus über 27 Meter.  Als die Kampfrichter 27,52 Meter vom Bandmaß ablasen, ahnte sie, dass an diesem Tag ein neuer Kreisrekord in der Luft lag.
Ingrid Holzknecht (25,59 m) und Karin Illgen (25,82 m) warfen gut, aber nicht mit der Verve, die nötig gewesen wäre, ihre Favoritenstellung aufrecht zu erhalten. Nachdem sich im dritten Durchgang nur Karin Illgen um einen Zentimeter verbessern konnte, warteten alle gespannt auf die drei noch ausstehenden Versuche im Finale.

Als die besten acht Diskuswerferinnen ihre drei letzten Serien begannen, geriet Hella Böker, die nun als letzte an der Reihe war,  ein paar Minuten lang doch noch ins Schwitzen.  Karin Illgen konnte einen weiten Wurf – um die 27 Meter – nicht halten, so dass er ungültig gegeben werden musste. Aber  Ingrid Holzknecht nutzte die guten Windbedingungen und ließ die Scheibe auf 27,59 Meter segeln. Das bedeutete die Führung. Hella Böker behielt die Ruhe und war sich ihrer Sache ziemlich sicher. Sie wärmte sich vor ihrem vierten Versuch mit gymnastischen Übungen und kurzen Sprints auf und vertraute auf ihre drei Chancen im Finale. Sie  nutzte sie, wie nur jemand sie nutzen kann, bei dem sich Nervenstärke, Routine und Konzentrationsfähigkeit zu einer Synthese paaren.

„Das ist er“, schrie Ehemann Winfried Böker, der mit nach Minden reiste, als die 1kg-Scheibe im vierten Durchgang die Hand seiner Ehefrau verließ. Es war schon erstaunlich, wie er in der Tat diesen ersten Wurf im Finale einschätzen konnte.  Mit 28,06 Meter holte sich die Melsunger Seniorin die Führung zurück und verbesserte damit auch den Kreisrekord um 36 Zentimeter.

Karin Illgen gab sich noch nicht geschlagen und steigerte sich im fünften Durchgang auf 26,67 Meter; Ingrid Holzknecht blieb bei 25,97 Meter hängen. Hella Böker aber schloss ihren fünften Versuch mit einem weiteren „Kracher“ ab:  28,55 Meter wurden für sie notiert und damit baute sie ihre Führung weiter aus.

Da der letzte Durchgang keine entscheidenden Veränderungen brachte, stand das Ergebnis fest.  Nach  Oldenburg, wo sie 1988 mit  42,16 Meter ihre erste deutsche Seniorenmeisterschaft im Diskuswerfen gewinnen konnte, fügte Hella Böker in Minden zum zehnten Mal einen Diskuswurf-Titel in ihrer Meisterschaftssammlung hinzu.

Eine Stunde später trafen sich die TOP-TEN der W70 im Kugelstoßen. Beflügelt von ihrer großartigen Leistung im Diskuswerfen, setzte sich Hella Böker auch im Kugelstoßen mit 9,24 Meter an die Spitze und verfehlte damit nur um vier Zentimeter ihren eigenen Kreisrekord.  Den ersten Durchgang schloss die Favoritin Monika Bernert (LG Altmark) ab, die in diesem Jahr bereits über 10 Meter gestoßen hatte.  Sie hatte mit einem solchen Auftakt von Hella Böker nicht gerechnet, denn sie blieb hinter den Erwartungen zurück. Mit 9,23 Meter fehlte ihr zwar nur die Breite einer Fingerkuppe, aber dieser eine Zentimeter schien wie ein Fels in der Brandung zu stehen und allen Angriffen standzuhalten.  Als der letzte Durchgang begann führte Hella Böker immer noch mit 9,24 Meter und Monika Bernert lag immer noch einen Zentimeter hinter ihr.  Karin Illgen, die bei den Winterwurfmeisterschaften in Erfurt sowohl das Diskuswerfen als auch das Kugelstoßen gewonnen hatte, steigerte sich mit ihrem letzten Versuch auf 9,12 Meter und sicherte sich damit Rang drei. Anschließend betrat Monika Bernert den Kugelstoßkreis und setzte alles auf eine Karte. Und diese stach: Mit 9,42 Meter übernahm sie die Führung, aber sie musste noch den letzten Stoß abwarten. Aber dieser wurde von dem Kampfrichter für ungültig erklärt, so dass die Entscheidung gefallen war:  Hinter Monika Bernert sicherte sich Hella Böker die Silbermedaille und konnte am ersten Tag der deutschen Seniorenmeisterschaften zum zweiten Mal bei der Siegerehrung auf dem Treppchen stehen. (ajw)



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