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Gelegenheiten zum Arbeiten und Lernen

Annette Helfers, Berufshilfe Hephata, (rechts) bei der Arbeit mit Flüchtlingen im Treysaer Naturlehrgebiet. Foto: nh

Annette Helfers, Berufshilfe Hephata, (rechts) bei der Arbeit mit Flüchtlingen im Treysaer Naturlehrgebiet. Foto: nh

Schwalmstadt/Borken. „Wir tragen mit dem Angebot dazu bei, dass das ,Wir Schaffen das‘ wirklich passiert.“ Das Angebot, das Diplom-Pädagoge Lothar Eberhardt meint, sind Arbeitsgelegenheiten für Flüchtlinge. Diese bietet die Hephata-Berufshilfe seit Mitte April in Treysa und bei Borken an. Die Arbeitsgelegenheiten sind Teil des Integrationskonzeptes, das der Landkreis und das Jobcenter Ende 2015 erstellt haben und mit Landes- und Kreismitteln finanzieren. Dabei werden verschiedene Bildungsträger für verschiedene Integrationsprogramme beauftragt. Die Berufshilfe der Hephata Diakonie wurde hier bereits bei den Eignungsfeststellungen für Flüchtlinge aktiv. Seit Mitte April ist die Berufshilfe nun auch Träger von Arbeitsgelegenheiten für Flüchtlinge.

„Hintergrund ist, dass es im Schwalm-Eder-Kreis für Flüchtlinge eine hohe Anerkennungszahl gibt. Derzeit sind das etwa 1000 bis 1200 Menschen, Tendenz steigend“, so Lothar Eberhard, Leiter der Hephata-Berufshilfe. Die weitaus meisten dieser Menschen seien hoch motiviert, die deutsche Sprache lernen und eigenes Geld verdienen zu wollen. Jedoch hätten dafür bislang die Gelegenheiten gefehlt, so Eberhardt.

Das neue Angebot der „Arbeitsgelegenheiten für Flüchtlinge“ umfasst gemeinnützige und zusätzliche Tätigkeiten. Die Teilnehmer haben ihr Asylverfahren abgeschlossen und werden vom Jobcenter zugewiesen. Die Berufshilfe bietet insgesamt  jeweils zwölf Plätze im Treysaer Naturlehrgebiet und in der Alten Mühle Gombeth bei Borken an. Alle Plätze sind derzeit belegt. Die Teilnehmer arbeiten drei Tage pro Woche jeweils acht Stunden und besuchen am vierten Tag einen speziellen Sprachkurs. Zunächst ist das Angebot bis Ende 2017 befristet. „Ich gehe aber davon aus, dass wir eine Perspektive von zwei bis drei Jahren haben“, sagt Eberhardt.

Er bezeichnet das Angebot als eine Kombination aus sinnstiftender Tätigkeit, sprachlicher Qualifikation und niedrigschwelligem Zugang zum Arbeitsmarkt, mit Vorteilen für alle. „In Treysa können wir so die Attraktivität des Naturlehrgebietes steigern, ansonsten läge das städtische Areal, das für alle Bürger offen ist, brach. In Gombeth wird das Mühlenareal aufgewertet.“ Angedacht sind weitere Kooperationen, unter anderem könnten auch Arbeitsgelegenheiten bei Projekten des Forum Asyl Schwalmstadt entstehen oder bei einer möglichen zweiten Ausgabestelle der Tafel in Treysa. „Hier laufen gerade die Gespräche. Es sind noch viele Projekte möglich, bei denen auch geflüchtete Menschen anderen Menschen, die Unterstützung brauchen, Unterstützung geben können.“

Im Treysaer Naturlehrgebiet sind zwölf Frauen und Männer tätig. Sie sind zwischen 23 und 38 Jahren, kommen aus Eritrea, Somalia, Syrien, Iran und dem Irak. Die meisten von ihnen haben noch keinen Integrations- oder Sprachkurs absolviert. Sozialarbeiterin Annette Helfers, Mitarbeiterin der Hephata-Berufshilfe, ist sowohl für die handwerkliche Arbeit als auch den Sprachkurs zuständig. Drei Tage in der Woche befreien sie und die geflüchteten Menschen die Wege vom Laub, beleben die Kräuterspirale und den Bauerngarten wieder, legen einen Sinnespfad an, bauen Insektenhotels,  streichen und schrauben. Fachliche Hilfe bekommen sie dabei von Auszubildenden und Mitarbeitern im Ausbildungsbetrieb Garten- und Landschaftsbau der Hephata-Berufshilfe.

Den vierten Tag in der Woche verbringen die Teilnehmer und Helfers ebenfalls im Naturlehrgebiet, dann jedoch im Holzpavillon beim Deutschunterricht. Zum lebenspraktischen Unterricht gehören Scrabble spielen, Uhrzeiten, Straßenkarten und Stadtpläne lesen lernen, also in erster Linie Konversation.

Wenn sie im Naturlehrgebiet sind, kaufen Annette Helfers und die Teilnehmer mittags ein, kochen und essen zusammen. Gekocht wird in der Mini-Küche des Holzpavillons. „Wir stellen kostengünstige, typische Gerichte her, wie Kartoffeln und Grüne Soße, Pfannkuchen oder auch Nudeln mit roter Soße. Dabei kommt man noch mal ganz anders in Kommunikation und lernt nebenbei Vokabeln und Grammatik“, sagt Annette Helfers.

„Wir sind ein Team“, sagt Adhanom Asyedom. Der 28-Jährige aus Eritrea lebt seit zwei Jahren in Deutschland. „Ich habe vorher schon einen Sprachkurs gemacht. Das hier macht viel Spaß.“ Das findet auch Hayelom Tsegay. Der 24-Jährige ist ebenfalls vor zwei Jahren aus Eritrea nach Deutschland gekommen: „Endlich kann ich arbeiten und mit anderen Menschen Deutsch sprechen üben.“ Beides hatte vorher noch nicht geklappt. Angesom Gebremichael hatte da mehr Glück und schon Praktika und Aushilfsjobs machen können, beispielsweise bei einem Betrieb, der Speise- und Lebensmittel entsorgt, und bei einem Online-Versand. Der 26-Jährige sagt: „Wir haben eine gute und freundliche Lehrerein, ich spreche und lerne viel, das ist gut für mich.“  (me)



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