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Buch über die jüdische Familie Weinstein aus Gensungen erschienen

Flucht nach Brüssel – aber die Heimat nie vergessen

Felsberg. Noch in diesem Jahr sollen erstmalig im Felsberger Ortsteil Gensungen vier Stolpersteine verlegt werden. Sie erinnern an eine jüdische Familie: Julius Weinstein und Frieda Weinstein sowie deren Söhne Max und Alfred. Sie wurde während der Zeit des Nationalsozialismus im Ort nicht nur diskriminiert und missachtet, sondern die Familie verlor auch Haus und Hof, so dass ihnen letztlich nur noch die Emigration blieb, wenn ihnen ihr Leben lieb war.

Jüdische Kinder im Jahr 1936 neben der Felsberger Synagoge. Auf diesem Foto erkannte Michelle-Weinstein-Feiner aus Brüssel ihren Vater Alfred (vorne ganz rechts) und ihren Onkel Max (hinten, 2. Von rechts). Foto: Stadtarchiv Felsberg
Jüdische Kinder im Jahr 1936 neben der Felsberger Synagoge. Auf diesem Foto erkannte Michelle-Weinstein-Feiner aus Brüssel ihren Vater Alfred (vorne ganz rechts) und ihren Onkel Max (hinten, 2. Von rechts). Foto: Stadtarchiv Felsberg

Der Gudensberger Autor Dr. Dieter Vaupel, ehemals Schulleiter an der Felsberger Drei-Burgen-Schule, hat die sehr bewegende Geschichte der Familie nun in einem 76 Seiten umfannenden Bändchen aufgeschrieben. „Im Herbst vergangenen Jahres“, so Vaupel, „erreichte mich eine E-Mail aus Brüssel von Michelle Weinstein-Feiner, der Tochter Alfred Weinsteins. Sie hatte auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Vorfahren das Cover meines gerade frisch erschienenen Buches über jüdisches Leben in Felsberg im Internet gefunden und auf dem Cover-Foto ihren Vater und ihren Onkel entdeckt. Das Foto entstand im Jahr 1936, wenige Monate bevor Max und Alfred mit ihrer Mutter Frieda nach Brüssel flohen.“

Michelle Weinstein-Feiner ging es darum, den Wunsch Ihres Vaters Alfred zu erfüllen, den er vor seinem Tod im Jahr 2010 immer wieder geäußert hatte: Zur Erinnerung an seine Familie, die ehemals in Gensungen gelebt hatte, sollten vor ihrem früheren Wohnhaus in der Eppenbergstraße Stolpersteine verlegt werden. Alfred Weinstein war es dabei ganz besonders wichtig, für seinen Vater, der im KZ Buchenwald inhaftiert wurde und als einziger aus der Familie die NS-Zeit nicht überlebt hatte, ein sichtbares Zeichen der Erinnerung zu setzen. Nun wird dieser Wunsch – durch den Einsatz von Michelle Weinstein-Feiner – demnächst erfüllt werden. Der Künstler Gunter Demnig hat inzwischen zugesagt.

Nach der ersten Mail von Michelle Weinstein-Feiner entstand ein reger Schriftverkehr zwischen ihr und Vaupel. Nachdem sich auch noch andere Familienmitglieder aus den USA einschalteten, tauchten viele Dokumente, Berichte und Fotos, aus privaten Beständen auf und die Idee entstand, daraus ein kleines Buch zu machen. Auch Vaupels Recherche in den Staatsarchiven von Wiesbaden und Marburg, sowie dem Felsberger Stadtarchiv fördere weitere Informationen zutage.

Das frisch im Epubli-Verlag Berlin veröffentlichte Buch dokumentiert die Situation der Familie in Gensungen vor und während der NS-Zeit sowie ihre Flucht nach Brüssel. Es zeigt auch, dass die Weinsteins in Brüssel noch nicht gerettet waren, denn nach dem Überfall der deutschen Armee im Mai 1940 auf Belgien mussten Frieda, Max und Alfred abermals fliehen. In Frankreich konnten Frieda und Max sich auf einer abenteuerlichen Flucht mithilfe französischer Widerständler versteckt halten und überlebten so den Holocaust, ebenso wie Alfred, der in die Schweiz geflüchtet war.

Nach dem Ende der Nazidiktatur besuchte Alfred Weinstein immer wieder seine alte, geliebte Heimat Gensungen, die er nicht vergessen konnte.

Dieter Vaupel: Gensungen war ihre Heimat. Stolpersteine zur Erinnerung an Familie Weinstein. Epubli-Verlag Berlin 2021. ISBN 978-3754112311 (76 Seiten, Softcover) Preis: 9,99 Euro. (red)



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