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Vivian überrascht als Vierte mit Rekordzeit

Deutschlands schnellste Jugendsprinterinnen (v.li.): Laura Mier (Potsdam, 11,75), Vivian Groppe (MT, 11,62), Sina Hammerschmitt (Worms, 11,58), Rosina Schneider (Sulz, 11,56) und Nele Jaworski (Wolfsburg, 11,64). Foto: nh

Ulm. Sprinterin Vivian Groppe von der MT Melsungen verbesserte sich bei den Deutschen Jugendmeisterschaften auf 11,62 Sekunden und verpasste den Zug zur U20-WM in Kolumbien nur um 0,06 Sekunden.

Einen Wimpernschlag zu langsam

Fast 1500 Athletinnen und Athleten aus 500 Vereine kämpften am Wochenende bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm um die begehrten Titel. Im 100m-Finale der WU20 beeindruckte Vivian Groppe selbst Bundestrainer Thomas Kremer (Dortmund), denn die 17-Jährige verbesserte sich als Vierte auf 11,62 Sekunden und verfehlte nur um den Wimpernschlag von 0,01 Sekunden die Bronzemedaille. Auf den zweiten Rang, der für die Nominierung zur WM nach Kolumbien gereicht hätte, fehlten der Jugendlichen aus dem Malsfelder Ortsteil Beiseförth nur 0,06 Sekunden.

Immer besser in Fahrt gekommen

Bisher waren ihre Aufeinandertreffen mit den besten Jugendsprinterinnen Deutschlands von mehr oder weniger deutlichen Ergebnissen gekennzeichnet, denn Vivian lief der Konkurrenz förmlich hinterher. Beim Meeting in Weinheim sprintete sie die 100 Meter in 12,09 Sekunden und hatte auf Sina Kammerschmitt (Worms) einen Rückstand von 0,3 Sekunden. Bei der Junioren-Gala am 2. Juli in Mannheim holte sich Viola John (München) mit 11,57 den Sieg vor Kammerschmitt (11,58). Auch Nele Jaworski (Wolfsburg, 11,63), Laura Mier (Potsdam, 11,73) und Carolin Schlung (Bad Sooden-Allendorf, 11,76) waren deutlich vor Vivian, die erst nach 11,95 über die Ziellinie lief.

Nach der Hälfte der Strecke lag Vivian im 100m-Finale noch relativ weit zurück. Foto: nh

Aber wie von Trainer Alwin Wagner geplant, kam die hessische Jugendmeisterin in den beiden letzten Wochen vor Ulm immer besser in Fahrt. Beim Abschlusstest lief sie die 100 Meter „fliegend“ unter elf Sekunden und war damit so schnell wie nie zuvor. „Mein Trainer sagte mir, dass ich bei den deutschen Meisterschaften die 100 Meter um 11,6o Sekunden laufen werde und somit eine Chance hätte, für die 4x100m-Staffel nominiert zu werden“, gab Groppe der Planung recht.

Gut, dynamisch und volle Power

Für die 100m-Entscheidung traten 33 Teilnehmerinnen in fünf Vorläufen an, wobei sich die die beiden Laufbesten (Q) sowie weitere sechs Zeitschnellste (q) für die beiden Zwischenläufe qualifizierten. Im ersten Vorlauf blieben Rosina Schneider (TV Sulz) mit 11,60 Sekunden und Laura Mier (Potsdam, 11,71) deutlich unter der WM-Norm von 11,80 und setzten mit einem großen „Q“ das erste Achtungszeichen.

Im zweiten Vorlauf startete Nele Jaworski, die bei der Junioren-Gala in Mannheim über 0,3 Sekunden schneller war als Vivian. Doch in Ulm lag die MT-Sprinterin noch fünf Meter vor der Ziellinie in Front, weil sie einen Lauf wie aus einem Guss hinlegte: Gut am Start, dynamisch in der Mitte und volle Power bis fast ins Ziel.

Großes „Q“ mit Jubelschrei

In dem Bewusstsein, ein großes „Q“ zu erhalten und sich direkt für den Zwischenlauf qualifiziert zu haben, nahm sie auf den letzten drei Schritten das Tempo raus und holte sich mit 0,02 Sekunden hinter Nele Jaworski den zweiten Platz. Als ihre Zeit bekannt gegeben wurde, ertönte von ihr ein Jubelschrei. Vivian hatte sich auf 11,73 verbessert. Damit blieb sie deutlich unter ihrem Rekord für den Schwalm-Eder-Kreis, der seit dem Vorjahr auf 11,79 Sekunden stand.

Im dritten Vorlauf holten sich Marlene Körner (Halle, 11,68) und Carolin Schlung (BSA, 11,83) das große „Q“ ab. Im vierten Rennen setzte sich Sina Hammerschmitt (11,64) souverän vor Vanessa Baldé (Hamburg, 11,76) durch. Und schließlich qualifizierten sich im letzten Vorlauf Viola John (München, 11,68) und Michelle Rädler (Leipzig, 11,74) ebenfalls direkt für den Zwischenlauf.

Mit einer tollen Energieleistung belegte Vivian im Finale mit 11,62 Sekunden den vierten Platz und verfehlte nur um 0,04 Sekunden den zweiten Platz, der für eine Einzelnominierung bei der WM in Kolumbien gereicht hätte. Foto: nh

Rückenwind verhindert Besten-Eintrag

Auch im Semifinale erhielt Vivian ein großes „Q“. Sie zauberte einen überragenden Lauf auf die Bahn und wirbelte nach einem schwachen Start das Feld auf der zweiten Streckenhälfte von hinten auf. Bei jedem Schritt machte sie gegen die starke Konkurrenz Boden gut und lag im Ziel mit 11,55 Sekunden nur einen Wimpernschlag hinter Viola John (11,51) und Sina Kammerschmitt (11,53). Während Carolin Schlung (11,61) und Laura Mier (11,66) als Vierte und Fünfte über die Zeitreglung das Finale erreichten, qualifizierte sich Vivian als Dritte direkt für den Endlauf.

Leider können diese Zeiten nicht in die Bestenliste aufgenommen werden, da die Windunterstützung von 2,5 m/sec etwas zu stark war. Aber dieses Ergebnis löste selbst für Trainer Wagner Begeisterung und Staunen hervor, denn mit einem besseren Start wäre sein Schützling vielleicht sogar unter 11,50 Sekunden gelaufen.

Kurz vor dem Ziel auf gleicher Höhe

Vivian Groppe hat das Ziel vor Augen. Foto: Iris Hensel

Eine Stunde später war es in dem hochklassig besetzten 100m-Finale der U20 spannend wie selten. Vivian, wie immer tatendurstig und zielorientiert, hatte sogar die Chance, bei der Vergabe der Medaillen einzugreifen und konnte sich als Meisterin bzw. Zweite sogar für die WM in Kolumbien qualifizieren.

Auf Bahn sieben zwischen Rosina Schneider und Nele Jaworski, fand sie nicht optimal in die Beschleunigungsphase, verlor aber auch nicht zu viel an Boden. Kurz vor dem Ziel lagen die ersten vier Sprinterinnen noch auf gleicher Höhe; dann löste sich Rosina Schneider aus der Schwarzwaldgemeinde Sulz und holte sich mit 11,56 Sekunden den Sieg. Rang zwei in diesem eindrucksvollen Rennen mit einer unwahrscheinlichen Leistungsdichte belegte Sina Kammerschmitt mit 11,58 Sekunden. Die Bronzemedaille sicherte sich Marlene Körner (Halle, 11,61).

WM-Teilnahme um nur zwei Zehntel verpasst

Nur 0,01 Sekunden zurück sprintete Vivian als Vierte ins Ziel und pulverisierte ihre Bestzeit aus dem Vorlauf bei gültigem Wind um 0,11 Sekunden. Mit 11,62 verfehlte sie den nordhessischen Rekord der Frauen nur um 0,03 Sekunden. Nele Jaworski (11,64), Carolin Schlung (11,65), Viola John (11,71) und Laura Mier (11,75) folgten auf den nächsten Plätzen.

„Alles richtig gemacht“, freute sich Vivian im Hinblick auf ihre Kritiker, die sie wegen ihrer Zeiten bereits für die deutschen Meisterschaften abgeschrieben hatten. Auch Bundestrainer Kremer konnte es kaum glauben, dass sich die MT-Sprinterin in den vergangenen beiden Wochen um 0,33 Sekunden verbessern konnte.

Gespannt wartete man am Sonntag nach dem 200m-Finale auf die Bekanntgabe der Nominierung für die WM. Vivian, die vom Vortag noch schwere Beine hatte, verfehlte mit 24,74 das Finale um 0,23 Sekunden.

Vivian Groppe überraschte im 100m-Finale. Foto: KJPeters

Liste für Kolumbien steht fest

Als DLV-Trainer Kremer die Namen für den Sprintbereich und die Staffel bekannt gab, war Vivian Groppe nicht dabei. So gehen in Kolumbien folgende Sprinterinnen an den Start: Rosina Schneider (100m-Siegerin mit 11,56), Sina Kammerschmitt (Zweite mit 11,58), Marlene Körner (Dritte mit 11,61 und 200m-Meisterin), Nele Jaworski (Fünfte mit 11,64 und Zweite über 200 m) sowie Viola John (Siebte über 100 m mit 11,71). Hinzu kommen noch zwei U18-Läuferinnen, die bereits bei der U18-EM in Jerusalem am Start waren. Vivian als Vierte, nur 0,06 Sekunden hinter der deutschen Meisterin zurück, wurde nicht berücksichtigt.

Trainer Wagner ist enttäuscht

Alwin Wagner, der mit seinem strukturierten Training Vivian seit 2019 bei den deutschen Meisterschaften stets in das Finale brachte, wo sie jedes Mal ihre Jahresbestzeit abrufen konnte, war ebenfalls enttäuscht.

„Ich habe Vivian für diese deutschen Meisterschaften so vorbereitet, dass sie sich mit einer starken Zeit für die Staffel empfehlen konnte. Aber sie passte angeblich nicht in das Staffelkonzept. Da nimmt man einer talentierten jungen Sprinterin, die sich in den letzten drei Jahren um über eine Sekunde im Sprint verbesserte, die ganze Motivation“, sagte Wagner. Da helfe auch die Einladung zum Länderkampf gegen Österreich und die Schweiz unmittelbar vor der EM in München nicht.

(ajw)



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