Maler und Städter im Bann der Tracht
Schrecksbach. Am Samstag, 14. Oktober 2023, 19 Uhr, spricht die Leiterin des Schwälmer Dorfmuseums Holzburg, Heidrun Merk M.A., im Rahmen eines Bildervortrages über die Rolle und Veränderung der Tracht in der Willingshäuser Malerei.
Vermeintlich heile Welt auf dem Dorf
Neben dem Blick auf die „unverbrauchte“ Landschaft waren es vor allem die Schwälmer mit ihren prachtvollen, „exotischen“ Trachten, die die Willingshäuser Maler von Anfang in ihren Bann zogen. Für sie – fast allesamt Städter und zumeist akademisch gebildet – verkörperte das Landleben mit seinen Bewohnern vor allem eins: eine intakte, überschaubare dörfliche Welt mit liebenswerten, unverbildeten Menschen.
Diese vermeintlich heile, dörfliche Welt stand im Gegensatz zum Stadtleben, in dem die rasant fortschreitende Industriealisierung zu Verlustängsten und Orientierungslosigkeit beim Bürgertum geführt hatte. Gern schmückten sich die Städter ihre Wohnstuben mit Bildgeschichten vom Land, in denen die Einheit von Natur und Mensch, Sitte und Brauchtum gewahrt schien. Die Leute konnten gar nicht genug bekommen von solchen Erzählungen und erwiesen sich als zuverlässige Abnehmer dieses Genres. Die Maler lieferten prompt. Mit dem Alltag der Menschen in der Schwalm hatte das allerdings meist wenig zu tun.
Kompositorisch verklärte Realität
Merks Vortrag beleuchtet die Anfänge, Darstellung und Veränderung der Trachten in der Willingshäuser Malerei – von Ludwig Emil Grimm, Gerhardt von Reutern über Johann Fürchtegott Dielmann, Jakob Becker, Ludwig Knaus bis zu Adolf Lins, Carl Bantzer und Emil Beithan. Stand anfangs das Interesse der Maler, die Menschen mit ihren Trachten wahrheitsgemäß „ad vivum“ (nach dem Leben) zu malen und die Trachten mit ethnografischer Genauigkeit abzubilden, veränderte sich diese Perspektive im Laufe der Zeit hin zu ästhetisch kompositorischen Inszenierungen.
Der Vortrag findet im Blauen Saal des Schwälmer Dorfmuseums Holzburg statt. Eintritt: 3. Euro.
► https://www.dorfmuseum-holzburg.de
(red)