Sprinterin Groppe beweist Charakterstärke
Magdeburg. Der Übergang aus der Altersklasse U20 markiert für die meisten Athletinnen und Athleten eine anspruchsvolle Phase in Bezug auf ihren Sport. Sie konkurrieren mit teilweise deutlich älteren Gegnern. Gleichzeitig stellt sich häufig die Frage, welchen Stellenwert die Leichtathletik im Leben einnehmen soll.
Auch für Vivain Grooppe (MT Melsungen) stehen nach dem Abitur, das sie im Frühjahr an der Geschwister-Scholl-Schule in Melsungen absolvieren wird, ebenfalls einige Veränderungen bevor (Wir werden darüber berichten).
Beeindruckende Leistungsexplosionen
Nachdem die schnellste Athletin im Schwalm-Eder-Kreis mit einigen Herausforderungen im Jahr 2023 konfrontiert war, verabschiedete sie sich beim Weihnachtsmeeting am Olympiastützpunkt in Magdeburg aus der Wettkampfklasse der U20 und zeigte noch einmal ihre beeindruckende Charakterstärke.
Die aufstrebende Jugendliche begann ihren unaufhaltsamen Aufstieg im Sprint im Jahr 2018 und verzeichnete in den Jahren 2020 bis 2022 beeindruckende Leistungsexplosionen. Bereits bei ihren ersten deutschen Meisterschaften 2019 in Bremen strebte sie nicht nur nach einer persönlichen Bestzeit, sondern auch nach einer Medaille, was ihr auch über 300 Meter mit „Silber“ bewundernswert gelang. Mit einem unerschütterlichem Tatendrang und klaren Zielen zeigte sie stets höchste Motivation, setzte sich voller Engagement ein und beeindruckte nicht nur durch kontinuierliche Leistungssteigerungen in der Schnelligkeit, sondern erlangte auch bedeutende Erfolge, die sogar die Aufmerksamkeit der Bundestrainer auf sich zogen.
Aus der Förderung gestrichen
So sicherte sich das MT-Aushängeschild zwei Bronzemedaillen, einen zweiten Platz und als Höhepunkte ihrer bisherigen Laufbahn im Jahr 2021 die Goldmedaille im 200m-Finale der U18 in Rostock. Dort bezwang sie als noch 16-Jährige mit 24,12 zu 24,40 Sekunden die fünf Monate jüngere Holly Okuku (heute Sprintteam Wetzlar), die damals bereits in einer anderen Liga lief. Neben diesen Erfolgen erhielt Vivian eine Berufung auch in die deutsche Jugendnationalmannschaft sowie in das DLV-Team für die U18-EM, die 2021 in Rieti (Italien) ausgetragen werden sollte, aber wegen Corona dem Rotstift zum Opfer fiel.
Ohne nach den Gründen für ihre Leistungsabnahme im Jahr 2023 zu fragen, strichen die DLV-Verantwortlichen die talentierte Sprinterin nicht nur aus dem Perspektivkader, sondern nahmen sie ganz aus der Förderung heraus.
Training nur noch auf der Straße
An was lag es, dass neue Bestzeiten im Sprint ausblieben? Es lag eindeutig an den Schwierigkeiten, die es beim Sprinttraining für sie seit einem Jahr gibt. Zunächst wurde in den Wintermonaten der Weg für die wichtigen Bergsprints vom Magistrat der Stadt gesperrt und seit März 2023 wurde auch die Laufbahn im Stadion entfernt. Dadurch konnte sie zunächst nur auf der Straße trainieren. Doch die schnellen Läufe auf dem harten Asphalt führten zu Verletzungen an Beinen und Rücken. Aufgrund des harten Untergrunds und der erzwungenen Schutzhaltung entwickelte Vivian einen Laufstil, der ihre Zeiten erheblich beeinträchtigte.
Sprint-Dreikampf in Magdeburg
Dennoch stellte sie sich zum Jahresabschluss 2023 nach der enttäuschenden Sommersaison und in dem Wissen, dass ihre Bestzeiten in weiter Ferne sind, noch einmal der Konkurrenz und nahm an einem Sprint-Dreikampf in Magdeburg teil. Hinter Lokalmatadorin Chelsa Kadiri (3126 Punkte) sicherte sich Vivian mit 2803 Zählern vor Sophie Albrecht (SC Magdeburg, 2660 P.) den zweiten Platz. Nachdem sie im ersten Wettbewerb mit 4,10 Sekunden über 30 Meter aus dem Stand etwas hinter den Erwartungen blieb, strahlte sie nach der zweiten Disziplin bereits wieder. Beim 50m-Sprint, bei dem die letzten 30 Meter gestoppt wurden, zeigte die elektronische Uhr für sie 3,39 Sekunden an. Das bedeutete eine Verbesserung um 0,07 Sekunden im Vergleich zum Hallensportfest vor zwei Wochen in Baunatal. Im abschließenden 60m-Sprint verfehlte sie mit 8,04 Sekunden nur knapp die Sieben vor dem Komma.
Trainer mit den Leistungen zufrieden
Eine Stunde nach diesem Dreikampf trat sie gegen Chelsea Kadiri über 150 Meter an. Die 18-Jährige Lokalmatadorin, die sich im Sommer bei den deutschen Meisterschaften in Kassel über 100 Meter mit ihren 11,25 Sekunden ins Rampenlicht katapultiert hatte und im Finale hinter Europameisterin Gina Lückenkemper (Berlin) den zweiten Platz belegen konnte, verbesserte den Hallenrekord auf 17,93 Sekunden. Noch im Vorjahr gewann Vivian Groppe dieses Duell mit 18,28 zu 18,36 Sekunden. Während Kadiri sich eine zeitlang auf Teneriffa auf die Hallensaison vorbereitete, absolvierte Vivian Groppe ihr letztes Sprintausdauertraining vor sechs Wochen im Felsburg Stadion.
„Ich bin mit ihren Leistungen zufrieden, auch ihre 150m-Zeit von 19,38 Sekunden ist bei diesen Trainingsbedingungen völlig okay“, resümierte Trainer Alwin Wagner.
(ajw)