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Leiter am Baum der Bildung

150 Gäste beim Hephata-Jahresempfang „Bildung ohne Barrieren“

Schwalmstadt-Treysa. „Bildung ohne Barrieren“ – so lautet das Jahresmotto Hephatas in diesem Jahr. Es wurde beim Jahresempfang der diakonischen Einrichtung am vergangenen Freitag 150 geladenen Gästen aus Politik, Kirche, Wirtschaft, Vereinen und Gesellschaft offiziell vorgestellt. Staatssekretär  Heinz-Wilhelm Brockmann, Hessisches Kultusministerium, hielt einen Gastvortrag mit dem Titel „Schule als Schlüssel zur Welt – Chancengerechtigkeit im Bildungssystem“. Prof. Dr. Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, und Frank-Martin Neupärtl, Landrat des Schwalm-Eder-Kreises, wandten sich mit Grußworten an die Gäste.

Chancengerechte Bildung ist für Hephata Diakonie ein zentrales Thema. Zum einen, so betonte Bischof Prof. Dr. Martin Hein, seien beide großen Kirchen, von der Kindertagesstätte bis zur Fachhochschule, auch in Hessen sehr große Bildungsträger. Die Hälfte aller Kindertagesstätten in Hessen habe konfessionelle Träger. Beispielsweise bietet Hephata nicht nur eine integrative Kindertagesstätte, sondern ist auch Standort der Evangelischen Fachhochschule in Darmstadt. Zum anderen ist Hephata auch in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Förderschule und der Sozialen Rehabilitation mit der Unterstützung und Bildung von Menschen mit körperlichen, geistigen, psychischen und seelischen Beeinträchtigungen aktiv.

Hephata-Direktorin, Pfarrerin Barbara Eschen, betonte in ihrer Begrüßung die sozialen Rahmenbedingungen für Bildung und zitierte die Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland von 2006: Danach erlebt ein Mittelschichtkind rund 1.700 Stunden Bilderbuchbetrachtung mit den Eltern bis zur Einschulung. Kinder aus sozial schwachen Milieus gerade 24. Eschen nannte als weitere wichtige Faktoren, mit denen Bildung der Weg geebnet werden könne, das Interesse am Lernen sowie den selbstbewussten Umgang mit eigenen Stärken und Schwächen zu fördern. Landrat Frank-Martin Neupärtl sprach sich in seinem Grußwort für mehr Ganztagesschulen aus und befürwortete den Einsatz von Schulsozialarbeitern. Doch er fragte auch: „Wenn wir gemeinsames Lernen verstärken, wie sieht dann die Entwicklung der Förderschulen aus? Wo wird dann ihre Aufgabe liegen, oder werden Förderschulen dann tatsächlich überflüssig?“

Individuelle Förderung
Ein Gedanke, dem Staatssekretär Heinz-Wilhelm Brockmann in seinem Gastvortrag kein Gewicht verlieh. Vielmehr setzte sich der studierte Gymnasiallehrer für eine Vielzahl von Schulformen ein, momentan seien dies zwölf verschiedene in Hessen. „Unabhängig vom demografischen Wandel, bedarf es einer Vielzahl von Bildungsmöglichkeiten für eine Vielzahl von Kindern. Der individuelle Förderweg kann unterschiedliche Formen und Phasen brauchen.“ Kinder und Jugendliche mit speziellen Behinderungen müssten auch speziell gefördert werden. Derzeit gebe es fast 300 Förderschulen in Hessen, an denen 26.400 Schüler unterrichtet würden: „Das ist ein großer Schatz der Förderpädagogik. Es ist nicht klug, diesen Schatz über Bord zu werfen.“ Aber es gebe auch Schüler mit Behinderungen, die integrativ, also an Regelschulen, gefördert werden könnten. Derzeit geschehe dies bei 3.000 Kindern in Hessen. 101 regionale Beratungs- und Förderzentren – von denen auch eines an die Förderschule Hephata angeschlossen ist – unterstützen diese Arbeit.

Um die Chancengerechtigkeit im Bildungssystem voranzutreiben, bedürfe es laut Brockmann jedoch noch bei weiteren Aspekten intensiver Arbeit: Eine große Aufgabe sei die Unterstützung von Kindern mit Migrationshintergrund, beispielsweise mit Sprachförderung im Vorschulalter. Punkt zwei: 10,7 Prozent aller Schüler eines Jahrgangs in Hessen verließen die Schule ohne Hauptschulabschluss. Brockmann führte hier als adäquate Lösung das Mittelstufenschulen-Konzept an, das Haupt- und Realschule unter einem Dach zusammenfassen soll. Die Jahrgangsstufen fünf bis sieben werden gemeinsam unterrichtet, danach entweder der Hauptschulabschluss mit stärkerer berufspraktischer Orientierung, oder der Realschulabschluss mit Schwerpunkt auf einer schulisch-theoretischen Ausbildung angestrebt.

Ein weiterer Schwerpunkt ist, laut Brockmann, der Ausbau von Ganztagesschulangeboten. Innerhalb von zehn Jahren sei in Hessen die Zahl der Ganztagesschulen von 128 auf 700 gesteigert worden: „Nachweislich ist die Ganztagesschule gerade für die schwächeren Schüler die bessere Form der Förderung.“ Die selbstständige Schule war ein weiteres Stichwort auf der to-do-Liste. Das sind Schulen, die über wesentliche Teile des Lehrplans und der Organisation selbst bestimmen, über ein eigenes Budget verfügen, Personal selbst einstellen und befördern können, die sich aber auch regelmäßig überprüfen lassen und weiterentwickeln müssen. „Damit wären die Schulen ein lebendiger Organismus, trügen wie die meisten Unternehmen und Einrichtungen Selbstverantwortung.“ Letztendlich ginge es bei all diesen Möglichkeiten um das eine Ziel: „Jede Schule muss gut sein. Bildungsgerechtigkeit ist nicht, dass jeder einen Apfel bekommt, aber dass wir eine Leiter neben den Baum stellen.“  (me)



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