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MT holt vier Tore Rückstand auf: Remis gegen Lübbecke!

Mit einer grandiosen kämpferischen Leistung in den letzten fünf Minuten holte die MT Melsungen gegen den TuS N-Lübbecke einen Vier-Tore-Rückstand auf und kam vor 3.014 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle zum insgesamt glücklichen aber keineswegs unverdienten 24:24 (11:14)-Remis.

Die Voraussetzungen hätten für die Melsunger vor der Partie kaum schlechter sein können. Neun Spiele ohne doppelten Punktgewinn, ohne Grigorios Sanikis, Michael Schweikardt und Christian Hildebrandt im Aufgebot, der bisher beste Torschütze Savas Karipidis mit einer Oberschenkelverletzung angeschlagen, Gegenstoß-Spezialist Michael Allendorf durch eine Grippe geschwächt, der Gegner aber als Überraschungsmannschaft der Saison mit viel Selbstvertrauen und Zuversicht angereist. Schon die Startformation mit Jens Schöngarth und Patrik Fahlgren auf Außen in der Abwerh war ungewohnt. Dafür knüpften Anton Mansson und Felix Danner in der Innenverteidigung nach viel Schelte in den letzten Wochen gleich vom Anpfiff weg an ihre gute Form vom Saisonbeginn an. Ihr beherztes Eingreifen gegen Frank Løke am Kreis ermöglichte Per Sandström eine erste Parade und das sofortige Einleiten des Gegenangriffes, den Alexandros Vasilakis in Vertretung des auf der Bank gebliebenen Savas Karipidis von Rechtsaußen mit dem ersten Tor abschloss.

Ein guter Auftakt, der jedoch alsbald zunichte gemacht wurde. Nicht etwa durch eigene Fehler, sondern vielmehr durch schlichtes Pech in einigen aufeinander folgenden Aktionen. Nach dem Ausgleich durch Drago Vukovic war beim Wurf von Jens Schöngarth der Pfosten im Weg, auf der Gegenseite traf Arne Niemeyer mit einem abgefälschten Wurf. Dann hatten nacheinander Alexandros Vasilakis Pech (Latte) und Nenad Vuckovic (Innenpfosten). Drago Vukovic hingegen  überwand Per Sandström mit einem abgefälschten Ball zum 1:3 (7.). Beim 3:5, drei Minuten hatte Daniel Svensson das Glück, dass der Ball von der MT-Abwehr abgelenkt worden war.

Der nächste Nackenschlag ereilte die Bartenwetzer ausgerechnet beim Anschlusstor zum 4:5. Patrik Fahlgren hatte sich bei einem Unterarmwurf verletzt. Nach zwölf Minuten war die Partie für den MT-Spielmacher damit praktisch beendet, denn die Muskulatur machte zu und verunmöglichte dem Schweden jede Ballkontrolle. Nenad Vuckovic übernahm die Mitte, Alin Sania rückte auf die halblinke Position. Auch Savas Karipidis kam nach einer Viertelstunde – eher erzwungen als gewollt zum Einsatz, weil weder Vasilakis noch Schöngarth auf Rechtsaußen überzeugten.

Licht und Schatten wechselten sich in der Folge ab. Einerseits sorgten Spielzüge wie der zum 5:7 auch in ungewohnter Formation für Begeisterung. Da wanderte der Ball von Jens Schöngarth über Nenad Vuckovic und Alin Sania nach links auf den freien Michael Allendorf, der überlegt abschloss. Auch die Abwehrarbeit war prima und half Per Sandström, bei Würfen von Daniel Svensson und Tim Rehmer zu glänzen. Der kurzzeitig eingewechselte Mario Kelentric parierte gar einen Siebenmeter des ansonsten sehr treffsicheren Tomasz Tluczynski (18.). Andererseits brachten Missverständnisse und Unkonzentriertheiten den TuS immer dann in Ballbesitz, wenn sich gerade einmal wieder die Chance zum Anschluss bot. So stand die MT zweimal kurz vor dem Ausgleich (9:10, 10:11), gab aber jeweils nach technischen Fehlern den Ball ab und kassierte prompt weitere Treffer. Bis zur Pause hatten die Gäste kaum Probleme, ihre Führung zu behaupten (11:14).

Die zweite Halbzeit begann wie die erste. Die MT erzielte durch Vasilakis den ersten Treffer, doch statt weiter verkürzen zu können kassierte Sania die erste Zeitstrafe des Spiels und erneut Vasilakis scheiterte am Gestänge des Lübbecker Gehäuses. Als kurz darauf erst Nenad Vuckovic und nur Sekunden später Michael Allendorf per Tempogegenstoß auf 14:15 verkürzten schien die Begegnung zu kippen. Doch wie schon im ersten Durchgang ging der Schuss nach hinten los. Einmal Tim Rehmer und zweimal Daniel Svensson warfen ihr Team mit vier Treffern in Führung (14:18, 39.).

Zwanzig Minuten waren noch zu spielen, aber der Sieger des Abends schien längst festzustehen. Zu locker spielten die Nettelstedter ihr Pensum herunter, zu fahrig vergaben die Melsunger immer wieder Möglichkeiten zum Anschluss. Aus dem Positionsangriff fehlte meist der Druck, und Tempogegenstöße waren wegen der Handicaps von Allendorf und Karipidis Mangelware. Hoffnung machten allein die Abwehr und der immer stäerker werdende Per Sandström, der im ersten Durchgang noch klar im Schatten von Dario Quenstedt gestanden hatte. Wobei die verbissene Arbeit am eigenen Kreis durchaus ihren Preis forderte. Waren die ersten 30 Minuten noch ohne jede Zeitstrafe vergangen, standen die Hausherren nach dem Seitenwechsel zumeist mit einem Mann weniger auf dem Feld. Nicht weniger als sieben Bankstrafen verhängten die nicht immer souverän wirkenden Unparteiischen gegen Rot-Weiß, aber nur zwei gegen die Gäste. So wurde Felix Danner innerhalb von nur zehn Minuten dreimal des Feldes verwiesen, was in der 49. Minute die Rote Karte bedeutete.

Doch was zunächst wie ein gravierender Nachteil aussah, erwies sich unter dem Strich vielleicht sogar als Antrieb für einen fulminanten Endspurt der Nordhessen. Denn mit dieser immer in einem weitgehend fairen Rahmen bleibenden Aggressivität kaufte die MT ihrem Gegner Stück um Stück den Schneid ab. Längst nicht jede Bestrafung war gerechtfertigt, dafür blieben andere Vergehen – auf beiden Seiten – gänzlich ungeahndet. Was Melsungen aufputschte, Nettelstedt dagegen verunsicherte. Zumal das Publikum nun zunehmend für echte Heimspielatmosphäre sorgte.

Rein vom Ergebnis hielten die Gäste diesem zunehmenden Druck lange stand. Als Drago Vukovic das 20:24 erzielte, waren noch fünfeinhalb Minuten zu spielen. Allein Gästetrainer Markus Baur schien der Sache noch nicht zu trauen. Während seine Spieler den Treffer als die vermeintliche Entscheidung noch ausgiebig feierten, mahnte er wild gestikulierend zum Rückzug. Vielleicht insgeheim ahnend, dass der Sieg noch längst nicht in trockenen Tüchern war.

Und tatsächlich folgten 330 Sekunden, die bei den MT-Fans Erinnerungen an den Beginn der Saison weckten. Wie aufgedreht wirbelten die Rot-Weißen, sowohl hinten als auch vorn. Michael Allendorf leitete die finale Aufholjagd per Siebenmeter ein, gleichzeitig musste Mattias Gustafsson auf die Strafbank. Wohin ihm nur wenige Sekunden später Vasilakis folgte. Mit fünf gegen fünf bäumte sich das Roth-Team noch einmal auf. Per Sandström blieb Sieger gegen Malte Schröder, Nenad Vuckovic tankte sich durch und ließ Quenstedt keine Chance – 22:24 (57.). Gustafsson war bereits zurück, Vasilakis saß noch draußen, als Vukovic in Sandström zum wiederholten Male seinen Meister fand. Vorn behielt Schöngarth die Nerven und nutzte konsequent die erste sich bietende Lücke. Ein halbhoher Ball wie ein Strich am fast reaktionslosen Quenstedt vorbei – 23:24. Auf der Uhr noch exakt 120 Sekunden.

Der folgende Angriff der Gäste sorgte umso mehr für Stimmung auf den Rängen, als er provozierend lange geführt wurde. Erst als Rehmers Wurf nach fast einer dreiviertel Minute geblockt wurde, zeigten die Unparteiischen passives Spiel an. Daniel Svensson setzte seinen Wurf gut einen Meter über die Latte. Melsungen in Ballbesitz, noch genau 60 Sekunden zu spielen. Und nun zitterten die Gäste plötzlich um ihren sicher geglaubten Sieg. Michael Roth nahm 36 Sekunden vor Ende eine Auszeit Genau achtzehn Sekunden waren es noch, als Savas Karipidis dann als siebter Feldspieler kam. Alles oder nichts war die Devise, denn sehr früh gingen die Arme der Unparteiischen nach oben. Da übernahm Alin Sania Verantwortung und erzielte zwölf Sekunden vor Ultimo den frenetisch bejubelten Ausgleich.

Wie paralysiert standen die Gästespieler und schienen überhaupt nicht zu realisieren, dass das MT-Tor immer noch leer war. Ein schnell ausgeführter Anwurf wäre vermutlich doch noch der Sieg gewesen. Doch es dauerte einige Sekunden, bis das Leder wieder ins Spiel gebracht wurde. Anton Mansson stellte sich reaktionsschnell in den Weg und kassierte prompt noch eine Bankstrafe. Die aber keine Rolle mehr spielte, weil Michael Allendorf den Rest besorgte und Nicky Verjans erfolgreich am abschließenden Wurfversuch hinderte. (Bernd Kaiser)

Stimmen zum Spiel

Michael Roth: Vor dem Spiel wäre ich mit einem Unentschieden sehr zufrieden gewesen. Bin ich jetzt natürlich auch. Wir haben momentan sehr große Probleme. Die personelle Situation war schon vor dem Spiel sehr, sehr angespannt. Das hat sich während dem Spiel mit dem Ausfall von Patrik Fahlgren noch intensiviert. Deshalb war ich zur Halbzeit bei minus drei froh, dass wir wenigstens mit dem eigenen Publikum im Rücken die Möglichkeit hatten, in der Abwehr noch einen Zahn zuzulegen und über den Kampf noch etwas zu bewegen. Wir hatten vor der Pause auch Pech mit Abprallern zum Gegner und abgefälschten Bällen. Das haben wir uns in der zweiten Halbzeit zurückgeholt, noch besser verteidigt und nur noch zehn Gegentore bekommen. Wir sind glücklich, dass wir diese Abwärtsspirale heute wenigstens aufanhalten konnten. Nun müssen wir regenerieren und versuchen, die angeschlagenen und verletzten Spieler bis zum 2. Weihnachtsfeiertag wieder aufzupäppeln, so dass wir in Berlin zum Abschluss ein gutes Spiel machen können.

Markus Baur: Vor dem Spiel wäre es mit diesem Ergebnis in Ordnung gewesen. Nach dem Spielverlauf ärgere ich mich darüber natürlich, dass wir schon am 21. gemeint haben, heute wäre Bescherung. Wir haben in den letzten Minuten vergessen den Sack zu zu machen. Aber es spricht auch für die Qualitäten von Melsungen, dass sie dran geblieben sind und an das geglaubt haben, was für viele in der Halle wohl schon nicht mehr möglich war. Wir haben unseren Teil dazu beigetragen, und das stört mich. Wir haben über die gesamte Spielzeit guten Angriffshandball gezeigt und uns viele Chancen erarbeitet. Das hat gezeigt, dass wir gute Lösungen parat hatten. Die Chancenverwertung war dann aber nicht so gut.

MT: Sandström, Kelentric (bei 2 Siebenmetern) – Schöngarth 5, Mansson 1, Fahlgren 1, Vasilakis 5, Danner 2, Karipidis 1/1, Zufelde, Allendorf 4/1, Vuckovic 3, Sania 2.

TuS: Blazicko, Quenstedt – Verjans 1, Gustafsson, Løke 1, Vukovic 5, Siodmiak, K. Svensson 1, Schröder 1, Tluczynski 4/4, D. Svensson 5, Niemeyer 1, Remer 5.

Strafwürfe: 2/2 – 5/4 (Tluczynski scheitert an Kelentric, 18. Minute).

Zeitstrafen: 7 – 2 (2x Mansson, Vasilakis, 3x Danner, deshalb Disqualifikation in der 49. Min, Sania – Gustafsson, Vukovic)

Schiedsrichter:  Holger Fleisch (Ostfildern) / Jürgen Rieber (Nürtingen)

Zuschauer: 3.014, Rothenbach-Halle Kassel



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