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BTHS zeigt „Demokratie als Lebensform“

Wanderausstellung zu Theodor Heuss und Elly Heuss-Knapp

Schüler der Q2 (Jahrgang 12) beim Besuch der Ausstellung. Foto: nh

Schüler der Q2 (Jahrgang 12) beim Besuch der Ausstellung. Foto: nh

Homberg. Der AG „Schule ohne Rassismus“ unter der Leitung von Thomas Schattner ist es nach eineinhalb Jahren Vorbereitungen gelungen, erneut eine große Wanderausstellung an die BTHS zu holen. Die farbenfrohe Ausstellung zum Ehepaar Heuss zeigt anhand von Originaldokumenten, Fotos, Film- und Tondokumenten sowie interaktiven Elementen am Beispiel der Biografien der Eheleute Heuss die Entwicklung demokratischer Vorstellungen zwischen dem Deutschen Kaiserreich und den frühen Jahren der Altbundesrepublik, so die Theodor-Heuss-Stiftung sinngemäß, die diese Ausstellung konzipiert hat.

Es wird in der Ausstellung deutlich, dass auch die Person Heuss politisch irritiert hat (z.B. durch den Vorschlag, die Nationalhymne zu ändern und dazu einen eigenen Vorschlag vorschlug) und dass sein politisches Verhalten nicht immer frei von Fehlern war. Zudem wirft die Ausstellung, die durch fünf Epochen deutscher Geschichte führt, Fragen auf. „Dabei werden etwa Fragen nach den wünschenswerten Eigenschaften eines Bundespräsidenten, Sinn und Zweck von Vorbildern für Jugendliche oder nach individuellen Handlungsspielräumen in der Zeit des Nationalsozialismus aufgeworfen“, so Gudrun Kruip, die Kuratorin der Ausstellung. Des Weiteren zeigt die Ausstellung anhand der Biografien des Ehepaars Heuss die Entwicklung und die Veränderungsprozesse demokratischer Vorstellungen in Deutschland auf. So werden auf der einen Seite die geringen beruflichen Möglichkeiten von Frauen um 1900 deutlich, auf der anderen werden die Schwierigkeiten eines journalistischen Berufs thematisiert.

Dass in dieser Ausstellung nicht nur der Altbundespräsident und Namensgeber der BTHS dargestellt wird, liegt auch an seiner Ehefrau, die schon vor 100 Jahren ein sehr modernes Leben führte. Sie verband Beruf und Familie und scheute Herausforderungen überhaupt nicht. Sie arbeitete als Lehrerin, war Gründerin des Müttergenesungswerks und Erfinderin des Werbejingles. Sie hatte „die Werbung in Deutschland revolutioniert […], mit Radiospots und Werbefilmen, die es hierzulande so noch nicht gegeben hatte – kaum jemand kennt diese Seite der Präsidentengattin“, so das Magazin „Der Spiegel“  2010. Auch konnte sie auch sehr sprunghaft sein, leidenschaftliches politisches Engagement wechselte sich bei ihr mit intensiven religiösen Phasen im Leben ab.

Und auch das Design der Ausstellung ist außergewöhnlich. Das Berliner Gestaltungsbüro, welches das Design konzipierte, ließ sich davon inspirieren, dass das Ehepaar Heuss dem Deutschen Werkbund eng verbunden war. So „greifen die Ausstellungselemente die Idee der Werkbundkiste auf, mit der eine gute Gestaltung von Alltagsgegenständen werbewirksam verbreitet werden sollte“.

Schüler der Q2 (Jahrgang 12) beim Besuch der Ausstellung. Foto: nh

Schüler der Q2 (Jahrgang 12) beim Besuch der Ausstellung. Foto: nh

Die Ausstellung ist in den Räumen, 18, 19 und 20 des Altbaus der BTHS vom 16. Mai bis zum 7. Juni 2017 zu den normalen Öffnungszeiten der Schule der interessierten Öffentlichkeit jederzeit zugänglich. Andere Schulen sind herzlich dazu eingeladen, die Ausstellung zu besuchen. Das gilt selbstverständlich auch für die Kunstausstellung „Luther als Antisemit“, die noch bis 30. Juni im Foyer/Vestibül des Altbaus besucht werden kann.

Zur Geschichte des Namens der Schule
Ende 1963 kochte es in Homberg. Der Anlass: Die Umbenennung der August-Vilmar-Schule zur Theodor-Heuss-Schule und später zur Bundespräsident-Theodor-Heuss-Schule. Die Auseinandersetzung nahm dabei fast die Züge eines „Kulturkampfes“ an. Vielleicht wären die Dinge damals anders gelaufen, hätte man von Anfang an nicht den enormen Zeitdruck von nur rund drei Monaten gehabt.

Die angestrebte Umbenennung des Gymnasiums brachte nun alle konservativen Geister Hombergs auf den Plan und im Kreisblatt entstand nun ein regelrechter „Krieg der Leserbriefe“. Dieser nahm ein solches Ausmaß an, dass die Redaktion des Kreisblattes sich Ende März 1964 weigerte, weitere Leserbriefe abzudrucken.

Doch am Ende half alles nichts, der Kreistag stimmte Anfang März 1964 mit 25 gegen 6 Stimmen der Umbenennung der Schule zu. Am 1. April wurde aus der AVS die Bundespräsident Theodor-Heuss-Schule. Wohl als eine Art Kompromiss wurde der Titel der Schule an das Bundespräsidentenamt von Theodor Heuss gekoppelt, nicht an seine Person. (Thomas Schattner)



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