MT landet Coup auf der Königsposition
Handball-Bundesligist MT Melsungen legt personell noch einmal markant zu
Melsungen. Nach den bereits bekannt gegebenen Neuverpflichtungen von Nebojsa Simic (Tor), Lasse Mikkelsen (Rückraum), Tobias Reichmann (Aussen) und Finn Lemke (Rückraum) landeten die Nordhessen mit Nationalspieler Julius Kühn nun einen weiteren Coup. Der derzeit in Diensten des VfL Gummersbach stehende Halblinke trägt ab der neuen Saison für zunächst drei Jahre das MT-Dress.
Die MT Melsungen hatte Julius Kühn schon länger auf ihrer Wunschliste stehen, wohlwissend, dass der Rückraumspieler beim VfL Gummersbach noch einen Vertrag bis 2018 besitzt. Insofern war man bei den Nordhessen davon ausgegangen, dass der wurfgewaltige Halblinke auch erst im kommenden Jahr zur Verfügung stehen würde. Doch die Sache entwickelte sich anders, Kühn wollte gern schon zur Saison 2017/18 zu den Rotweissen wechseln, sofern man sich über die Modalitäten einigen würde. Das ist nun der Fall, sodass der 24-jährige bereits ab 1. Juli 2017 sein Engagement im Team von Michael Roth beginnen kann. Beide Seiten verständigten sich auf eine Vertragslaufzeit zunächst bis zum 30. Juni 2020. Mit Tobias Reichmann, Finn Lemke und Julius Kühn stehen dann gleich drei aktuelle deutsche Nationalspieler und amtierende Europameister in den Reihen der Nordhessen.
„Ja, diesen Transfer kann man getrost als Coup bezeichnen. Wir setzen damit unser Bestreben fort, unseren Kader qualitativ stetig aufzuwerten. Umso besser, wenn uns dies dann auch noch mit aktuellen deutschen Nationalspielern gelingt. Deshalb freut es uns sehr, dass wir Julius Kühn nun schon ein Jahr früher als ursprünglich geplant bei uns begrüßen dürfen. Das ist nicht zuletzt dem Spieler selbst zu verdanken, der sich finanziell an den Ablösemodalitäten beteiligt. Das kommt im Profisport sicher nicht allzu häufig vor und verdient deshalb unsere besondere Anerkennung“, erklärt MT-Vorstand Axel Geerken.
„Einen solchen Spieler zu bekommen, ist sicher nicht selbstverständlich. Und wenn die Chance besteht, dass dies sogar eher als geplant möglich ist, muss man sie als Verein nutzen. Wir setzen damit unseren Prozess fort, die Mannschaft weiter zu verbessern und gleichzeitig zu verjüngen. Im Rückraum etwa können wir – je nach taktischer Ausrichtung – noch gezielter Positionen mit dem jeweiligen Spielertyp besetzen. So werden auf der Halblinken, die als vermeintliche Schlüsselposition gilt, neben Julius Kühn auch Finn Lemke und Philipp Müller ihre Anteile erhalten. Wir sind somit auch besser in der Lage, eventuelle Ausfälle ohne Qualitätsverlust abzufedern. Wie schwer das gerade auf wichtigen Positionen ist, hat man ja in dieser Saison gesehen“, zeigt sich Trainer Michael Roth ausgesprochen glücklich über die markante Personalie.
Zur Zeit ist Julius Kühn noch ausser Gefecht, da er sich am 17. April beim Auswärtsspiel des VfL Gummersbach in Leipzig einen Innenbandanriss zuzog. Das trifft die Oberbergischen besonders hart, sind sie doch nach wie vor von Abstiegssorgen geplagt. Aber der Zweimeter-Mann ist zuversichtlich, seinem derzeitigen Club kurzfristig wieder zur Verfügung stehen zu können. “Der Heilungsprozess ist zügig verlaufen und ich kann in Kürze das Mannschaftstraining aufnehmen. Ich möchte dem VfL auf jeden Fall helfen, die Klasse zu halten”, verrät Kühn. Das Dress der Blauweissen trägt der Rechtshänder übrigens seit 2014. Zwei Jahre später wurde er als Nachrücker im laufenden Turnier mit dem DHB-Team im Januar sensationell Europameister und holte im August in Rio Olympiabronze. Für die Nationalmannschaft erzielte er in bislang 31 Spielen 101 Tore.
“Ich finde das Projekt insgesamt sehr interessant und bin davon überzeugt, dass die MT Melsungen eine sehr gute Perspektive hat. Das zeigen ja nicht zuletzt die Neuverpflichtungen. Ich habe hier die Riesenchance, kurzfristig auch mit einem Verein international spielen zu können. Dass es dazu kommt und zur weiteren positiven Entwicklung der MT möchte ich gerne meinen Beitrag leisten. Umso mehr freue ich mich darüber, dass ich bereits ein Jahr früher als gedacht hierher kommen kann”, so Julius Kühn.
Angesprochen auf die personelle Situation speziell auf seiner Spielposition, ist der 24-jährige davon besonders angetan: “Mit Philipp, Finn und meiner Wenigkeit dürfte die MT über eine der stärksten Rückraum links-Positionen in der Bundesliga verfügen. Damit werden wir für die Gegner noch schwerer ausrechenbar sein. Ich kenne beide Spieler schon recht lange, Finn sogar schon seit rund zehn Jahren und bin sicher, dass wir uns gut verstehen und ergänzen werden”.
Mit dem Handball angefangen hat Julius Kühn im Alter von sechs Jahren bei seinem Heimatverein in Aldekerk im Kreis Kleve, nahe der holländischen Grenze. “Fast meine ganze Familie spielt Handball, da hat man dann als einzelner gar keine Chance etwas anders zu machen”, so der gebürtige Duisburger augenzwinkernd. Über die Stationen HSG Düsseldorf und TuSEM Essen kam er 2014 zum VfL Gummersbach, wo er kurz darauf auch zum ersten Mal in die Nationalmannschaft berufen wurde. Zwei Jahre später wurde er mit einem wahren Paukenschlag Europameister. “Das war natürlich überwältigend. Ich bin ja mitten im Turnier erst dazu gestoßen. Und wenige Tage später haben wir dann tatsächlich den Titel geholt. Da brauchte es anschließend schon eine gewisse Zeit, bis ich das überhaupt alles verarbeitet und auch erkannt hatte, was wir für unsere Sportart geleistet haben”, gesteht Kühn. Seine internationale Laufbahn hofft er übrigens mit einem Einsatz im Juni beim EM-Qualifikationsspiel der deutschen Mannschaft gegen die Schweiz fortsetzen zu können. Parallel zu seiner Profikarriere sorgt er aber auch schon jetzt für die Zeit nach dem Handball vor und absolviert an der Fern-Uni Hagen ein Studium der Wirtschaftswissenschaften.
Personalplanungen abgeschlossen
Mit der Verpflichtung von Julius Kühn ist die Personalplanung der MT Melsungen für die Saison 2017/2018 abgeschlossen. So stehen den sechs Abgängen Nenad Vuckovic (Rückraum Mitte, zurück nach Serbien, Verein unbekannt), Momir Rnic (Rückraum links, Rhein-Neckar Löwen), Patrik Fahlgren Rückraum Mitte, Hammarby IF HK, SWE), René Villadsen (Tor, Aarhus Håndbold, DEN), Johannes Sellin (Rechtsaussen, HC Erlangen), Svetislav Verkic (Tor, Ziel unbekannt), fünf Neuzugänge gegenüber: Tobias Reichmann (Rechtsaussen, VIVE Tauron Kielce, POL), Finn Lemke (Rückraum links, SC Magdeburg), Nebojsa Simic (Tor, IFK Kristianstad, SWE), Lasse Mikkelsen (Rückraum Mitte, Skjern Håndbold, DEN), Julius Kühn (Rückraum links, VfL Gummersbach).
Nachwuchsarbeit trägt Früchte
Mit dem 19-jährigen Kreisläufer Johannes Golla ist es in dieser Saison bereits gelungen, einen Nachwuchsspieler aus der eigenen A-Jugend in den Bundesligakader zu integrieren. Mittelfristig wird dies auch mit den beiden Talenten aus der Melsunger Handball-WG, Fin Backs (19, Linksaussen) und Dimitri Ignatow (19, Rechtsaussen) angestrebt. “Unsere zweite Mannschaft, in der sie zuletzt gespielt haben, steigt leider aus der Oberliga Hessen ab. Bis wir sie an unser Profiteam heranführen können, wollen wir ihnen ein entsprechendes Spielniveau ermöglichen. Dimitri Ignatow steht immerhin bereits im Kader der Jugendnationalmannschaft. Deshalb werden wir die beiden an geeignete Vereine ausleihen, gegebenenfalls auch mit Doppelspielrecht ausstatten, und ihre Entwicklung weiterhin intensiv vorantreiben.
Kurzporträt Julius Kühn
Geburtsdatum/-ort: 01.04.1993 / Duisburg
Familienstand: ledig
Nationalität: deutsch
Größe / Gewicht: 2,00 m/ 110 kg
Position: Rückraum links
Beruf: Handballprofi / Student (Wirtschaftswissenschaften, Fern-Uni Hagen)
Hobbys: Darts, Fußball, Football (NFL) und Poker
Facebook: juliuskuehn5; Instagram: juliusk5
Bisherige Vereine:
TV Aldekerk (1999 – 2008); HSG Düsseldorf (2008 – 2012), TuSEM Essen (2012 – 2014), VfL Gummersbach (2014-2017)
Bundesligasaison 2016/17: bislang 23 Spiele, 140/33 Tore
Internationale Erfolge:
31 Länderspiele / 101 Tore (Stand: 06.05.2017)
2017: 9. Platz WM
2016: Europameister und Olympiabronze
2013: Teilnahme Junioren-WM
2012: Platz 7 Junioren-EM
2011: Platz 7 Jugend-WM
2010: Platz 4 Jugend-EM und Deutscher Jugendmeister
(Bernd Kaiser)