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Sich selbst geben

Samuel Kahn (66) aus Israel ist Praktikant im Marta-Mertz-Haus Hephatas

Schwalmstadt-Treysa. Die Kinder aus dem Haus, das Berufsleben abgeschlossen, der Körper fit und genug Geld in der Kasse. Was jetzt? Samuel Kahn (66) aus der Nähe von Tel Aviv/Israel entschloss sich fürs Reisen. Irgendwo zwischen Schweiz, Frankreich und Portugal kam ihm aber die Erkenntnis, dass er als Tourist nicht glücklich war. „Ich wollte andere Menschen näher kennenlernen.“ Seit September arbeitet der 66-Jährige als Praktikant im Marta-Mertz-Haus Hephatas in Treysa. „Ich habe gar nichts erwartet, ich wollte nur mich selbst geben.“

Die Wahl fiel auf Hephata, weil Samuel Kahn dort bereits 1968 bei einem Deutsch-Israelischen Jugendaustausch als Volonteer in der Behindertenhilfe gearbeitet und bei einem Abstecher nach Hamburg seine Frau kennengelernt hatte. 1971 heirateten die beiden, bekamen drei Kinder und bauten sich ein Leben in einer kleinen Stadt, 15 Kilometer von Tel Aviv entfernt, auf. Der 66-Jährige arbeitete als selbstständiger Ingenieur für Telekommunikation. Studierte nebenbei Geschichte und Französisch. In seiner spärlichen Freizeit verreiste er: Vietnam, Japan, Europa. Samuel Kahn wollte die Welt sehen, gemeinsam mit seinem jüngsten Sohn, der mit einer Behinderung zu Welt gekommen ist. „Er war immer dabei.“ Ihn vermisst Samuel Kahn besonders, auch seine Frau und seine anderen beiden Kinder, mit denen er täglich übers Internet telefoniert. Trotzdem hat er sich entschieden, sein Praktikum bis nach Silvester zu verlängern. Obwohl er zunächst skeptisch war.

„Ich wollte mich eigentlich für behinderte Kinder engagieren.“ Im Internet hatte er Hephata wieder gefunden, per Telefon Kontakt aufgenommen. Dann wurde ihm der Praktikumsplatz im Marta-Mertz-Haus (MMH) angeboten. „Ich habe beschlossen, es ein paar Tage zu probieren. Ich dachte, Menschen mit Alkoholproblem würden mit einer Flasche auf der Straße sitzen. Aber das sind ganz normale Menschen.“ Nach zwei Tagen war ihm klar, dass er bleiben würde. „Ich danke Gott, dass ich den Platz hier, eine ganz neue Welt gefunden habe.“

Die Begeisterung ist auf beiden Seiten: „Samuel Kahn bringt sehr viel Freundlichkeit ein. Und er regt uns zum Reflektieren über die eigenen Angebote an“, sagt Christel Östreich, Leiterin des MMH. Geld will Samuel Kahn dafür nicht. Er wohnt kostenlos im Philippshaus, hat das Essen frei. „Ich sehe ihn eigentlich mehr als Gast im Haus“, soChristel Östreich. Einmal in der Woche organisiert sie für ihn Besuche in anderen Bereichen, damit er Hephata kennenlernt.

„Ich spreche mit den Leuten, ich mag sie und sie mögen mich. Das macht mein Herz warm“, sagt Kahn. Das soll auch nach Silvester so bleiben. „Dann muss ich erstmal nach Israel, um meine Frau und meine Kinder zu sehen. Aber die Menschen hier sind ein Teil von mir geworden. Vielleicht komme ich bald wieder.“ (me)



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