Die Kanonenbahn wieder flott machen
Homberg. Parteien im Schwalm-Eder-Kreis diskutieren derzeit darüber, die noch vorhandene Bahnstrecke Homberg-Treysa zu entwidmen und zu einem Radweg umzubauen.
Verkehrswende im Homberger Hochland
Dazu merkt eine Bürgerinitiative nun kritisch an, dass doch zur alten Bahnstrecke bereits parallel der Radweg R 14 verläuft. „Im Zuge dieser Diskussion haben wir uns als Bürgerinitiative zusammengeschlossen, um eine drohende Entwidmung der Bahnstrecke zu verhindern“, schreibt Prof. Dr. Herbert Wassmann im Namen des Sprecherteams der BI. Wer das Ganze im Blick habe, erkenne entwicklungsfähige und zukunftsorientierte Chancen der Wiederinbetriebnahme.
Gerade in Zeiten des wachsenden Bewusstseins für das Thema Klimaschutz und die damit einhergehenden Möglichkeiten der Reaktivierung alter Bahnstrecken in Hessen, sehen wir es als Pflicht, das Bewusstsein in der ortsansässigen Bevölkerung zu wecken, zumal nun ganz konkret die Möglichkeit besteht, unsere schöne Kreis- und Reformationsstadt Homberg sowie die gesamte Region Knüll wieder an das Schienennetz anzubinden. Die Bürgerinitiative setzt sich für einen offenen, ernsthaften Dialog mit den Bürgern und den Anliegerkommunen ein.
Starke Argumente für die Wiederinbetriebnahme
Für die BI liegt es auf der Hand: Die Anliegerkommunen Homberg (Efze) und Frielendorf, aber auch die Gemeinden Knüllwald und Schwarzenborn mit ihren zahlreichen Ortsteilen erhielten durch die Raktivierung der Bahnstrecke einen erheblich kürzeren Weg an das öffentliche Bahnnetz. Dies mache die ländliche Region für Bürger, Kleinbetriebe, Industrieunternehmen und für Dienstleister sowie für Gäste des Tourismus’ wieder deutlich stärker. Als weitere Beispiele nennen die BI-Sprecher den Knüllwald als Naturpark, vorhande touristische Ziele wie die historische Altstadt Hombergs, den Silbersee, den Wildpark Knüll und andere.
Durch eine teilweise Verlagerung und Erschließung eines erweiterten Busknotens direkt am Bahnhof, zusätzlich zum bestehenden Omnibusbahnhof, sei es für Homberg möglich, eine direkte Vernetzung in die Fläche mittels des Busverkehrs zu gewährleisten.
Weitere Synergieeffekte
Darüber hinaus würde eine Wiederinbetriebnahme die Möglichkeit eröffnen, ohne größere Umwege in die Universitätsstadt Marburg, Gießen und Friedberg zu gelangen sowie in das Rhein-Main-Gebiet, welches einen großen Schwerpunkt von Arbeitsplätzen darstellt. Gerade in Marburg ist der Wohnraum enorm knapp, Mieten entsprechend teuer. Dadurch könnten Homberg und Frielendorf für junge Leute und Studenten zum attraktiven, günstigen Wohnort werden.
Nach Berechnungen des Fahrgastverbandes PRO BAHN würde die Bahnfahrt von Homberg nach Treysa 24 Minuten dauern. Der bisher auf der Strecke eingesetzte Linienbus benötigt zwischen 42 und 53 Minuten. Für die viel befahrene Bundesstraße 254 könnte die Bahn eine Entlastung bringen.
Finanzierung der Strecke gesichert
Die Finanzierung der Bahnstrecke glaubt die Sprechergemeinschaft gesichert. Zum einen waren die vorhandenen Bauwerke sowie Signal- und Schienenanlagen für größere Verkehrslasten ausgelegt. Zum anderen bezuschusst das Land Hessen die Wiederinbetriebnahme solcher Nebenstrecken mit 60 bis 80 % Fördergeldern.
Was ist zu tun?
„Wir fordern, dass der Schwalm-Eder-Kreis und die an der Bahnstrecke liegenden Kommunen von einem Radweg Abstand nehmen und voreilige, kurzsichtige und unwiederholbare Entscheidungen vermeiden“, schreibt die BI weiter. Nun müsse eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden, welche die Potentiale der Wiederinbetriebnahme ermittelt. „Wir – in Kooperation mit dem renommierten Fahrgastverband PRO BAHN Regionalverband Nordhessen – laden daher alle interessierten Bürgerinnen und Bürger dazu ein, sich an einem Dialog zu beteiligen und dieses Vorhaben zu unterstützen.
(red)