Eine dunkle Seite der EU-Strategie

Region. Anknüpfend an den Bericht „»Farm to Fork« – Vom Acker auf die Gabel“ lenkt Harald Ebner, Sprecher der Grünen für Genpolitik, den Blick auf einen bislang kaum notierten Aspekt der Farm-to-Fork-Strategie der EU.
Einfallstor für gentechnische Manipulationen
Ein Herzstück des Green Deal ist die Umstellung der Lebensmittelerzeugung auf eine nachhaltige, klimafreundliche Herstellung. Das ist angesichts giftiger Pestizidcocktails, die die europäische Lebensmittelbehörde EFSA gerade in immer mehr Lebensmitteln nachgewiesen hat (Link unten) dringend notwendig. Zudem geht es bei der „vom Hof auf den Teller“-Strategie der EU-Kommission auch um den artgerechten Umgang mit Tieren in der Landwirtschaft. Die Reglementierungen zum Thema Fleischverbrauch wurden leider aus dem Entwurf wieder herausgenommen.
Doch die zu recht dennoch in weiten Teilen gelobte EU-Strategie hat eine weitere dunkle Seite: Sie öffnet das Tor für gentechnisch veränderte Lebensmittel. Darauf weist Harald Ebner, Sprecher der Grünen für Genpolitik, hin (Wikipedia: Harald Ebner). Rund 80 Prozent der deutschen Verbraucher lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel ab (s. Bundesregierung Link unten).
Risikante biotechnische Verfahren
Harald Ebner, der auch Obmann der Grünen im Bundestagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft ist, begrüßt zwar, „dass
die EU-Kommission trotz Gegenwind am Green Deal festhält“. Gerade jetzt sei es wichtig, die Wende hin zu einer umweltfreundlichen Agrarpolitik einzuleiten. „So ist etwa die Reduktion von Pestiziden ein ganz entscheidender erster Schritt, um Artenvielfalt und Insekten zu schützen.“
Doch hätten „gentechnische Methoden in Bezug auf nachhaltige Lebensmittelproduktion nichts im Green Deal zu suchen“, kritisiert Ebner.
Der Agraringenieur warnt: „Es gibt viel zu viele offene Fragen rund um die Risiken für Mensch und Natur.“ Es sei völlig unerklärlich, warum die EU die enormen Risiken biotechnischer Verfahren eingehen wolle, zumal es „vielversprechendere, an widerstandsfähigen Systemen statt an einer einzelnen Technologie orientierte Ansätze wie Ökolandbau und Agrarökologie“ gebe, die überzeugende Erfolge zeigten.
Gen-Schere erfordert Kennzeichnung
In der Passage, die Ebner kritisiert, heißt es auf Seite 8 des Dokuments unter der Überschrift „Eine nachhaltige Lebensmittelproduktion sichern“,
neue, innovative Verfahren, wie Biotechnologie, sollten daraufhin überprüft werden, ob sie zur nachhaltigen Herstellung von Lebensmitteln und zur Vermeidung von Pestiziden dienen könnten (Link unten).
Auch NGOs wie etwa „Keine Gentechnik“ oder der Verband „Lebensmittel ohne Gentechnik“ VLOG sehen diese Passage sehr kritisch.
Ebner stellt klar: „Eindeutig ist, dass die neueren gentechnischen Methoden Gentechnik sind und auch weiterhin durch die entsprechende Gesetzgebung reguliert werden müssen, wie es der EuGH 2018 entschieden hat.“
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat mit seiner Grundsatzentscheidung zur Mutagenese entschieden, dass auch mit neuen biotechnologischen Verfahren wie dem Genom-Editing (Gen-Schere) veränderte Lebensmittel entsprechend gekennzeichnet werden müssen. Zudem müssen Tiere und Pflanzen, die mit den neuen Verfahren erzeugt wurden, vor der Zulassung auf ihre Sicherheit geprüft werden.

Links zum Thema
○ Farm to Fork
► https://ec.europa.eu/food/sites/food/files/safety/docs/f2f_action-plan_2020_strategy-info_en.pdf
► https://ec.europa.eu/food/farm2fork_en
○ EFSA Bericht
► http://www.efsa.europa.eu/de/news/pesticide-residues-food-track-trends-our-browsable-charts
○ Bundesregierung zum „Ohne Gentechnik“-Siegel
► https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/lebensmittel-in-deutschland-grundsaetzlich-gentechnikfrei-348862
○ Pressemitteilung des EuGH 2018
► http://www.zkbs-online.de/ZKBS/SharedDocs/ExterneLinks/de/zu%20den%20Fachmeldungen/Pressemitteilung%20EuGH%20Urteil%20Juli%202018.pdf;jsessionid=BF757A884D276230145012D26C060F86.2_cid351?__blob=publicationFile&v=1
○ Harald Ebner, MdB, Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
► https://harald-ebner.de/startseite/
(red)