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MT ohne Fortune – 28:29-Niederlage in Göppingen

Tobias Reichmann war bester Torschütze auf Seiten der MT. Foto: Alibek Käsler

Tobias Reichmann war bester Torschütze auf Seiten der MT. Foto: Alibek Käsler

Göppingen/Melsungen. Das letzte Quäntchen Glück hat der MT gefehlt: Bei der 29:28- (14:11)-Niederlage am Donnerstagabend bei Frisch Auf Göppingen hatten die Nordhessen bei eigenem Ballbesitz 24 Sekunden vor Schluss noch die Chance auf den Ausgleich. Doch ein hartes Foul an Michael Müller (Schlag an den Kopf) wurde lediglich mit einem Freiwurf geahndet, der dann nichts mehr einbrachte. Beste Torschützen vor 4.000 Zuschauern in der Göppinger EWS-Arena waren auf Seiten der Gastgeber Daniel Fontaine (6) und bei der MT Tobias Reichmann (7/3).

Mit Ausnahme des wiedergenesenen Johan Sjöstrand, der für Mathias Lenz ins Tor kam, ließ Michael Roth in Göppingen die gleiche Formation beginnen, die fünf Tage zuvor maßgeblich zum Heimsieg über Minden beigetragen hatte. Also mit Michael Allendorf, Philipp Müller, Timm Schneider, Felix Danner, Michael Müller und Tobias Reichmann. Und diese Startformation funktionierte vom Anpfiff weg prächtig. Die Göppinger konnten gleich den ersten Melsunger Vorstoß nur auf Kosten eines Strafwurfs stoppen, den Tobias Reichmann souverän zum 0:1 in das von Daniel Rebmann gehütete Frisch Auf-Gehäuse beförderte.

Danach vertändelten die etwas nervös wirkenden Hausherren zweimal in Folge, sodass Michael Müllers Wurf in der 3. Minute zum 0:2 einschlug. Der erste Treffer der Grünweissen durch Daniel Fontaine brachte ihnen aber ebenso wenig Sicherheit, wie das Tor zum 2:4 durch Jacob Bagersted. Zwischendurch hatte Philipp Müller getroffen. Und als Joscha Ritterbach nach einem Foul an Michael Müller für zwei Minuten vom Feld musste, nutzte Felix Danner die Überzahl zum 2:5 – nach exzellentem Rückhand-Pass von Philipp Müller. Was Göppingen zusehends verunsicherte, wie der anschließend vom ansonsten souveränen Marcel Schiller am MT-Tor vorbei geworfene Siebenmeter bewies. Im Gegenzug düpierte Michael Müller Daniel Rebmann mit einem ansatzlosen Hüftwurf, es waren noch keine acht Minuten gespielt und die MT lag mit vier Toren in Front (2:6).

So deutete zu diesem Zeitpunkt fast alles darauf hin, dass der Auftritt der Nordhessen im Schwabenland zu einem Selbstläufer werden würde und sie ohne Mühe die 27:30-Hinspielniederlage wettmachen könnten. Aber die Göppinger berappelten sich, schafften binnen fünf Minuten sogar den Anschluss zum 5:6. Tobias Reichmann hatte zwischenzeitlich völlig freistehend von Rechtsaußen vergeben und handelte sich wenig später auch noch eine Zweiminutenstrafe ein.

Nach 13 Minuten setzte Julius Kühn, der gegen Minden wegen einer Schulterzerrung ausgefallen war, erstmals einen Fuß aufs Spielfeld, löste dort Philipp Müller im linken Rückraum ab. Den nächsten Wurf überließ er aber Michael Müller, der prompt zum 5:7 traf. Göppingen nahm dann, nach einer weiteren Zeitstrafe gegen Ritterbach, den Keeper vom Feld, vertändelte vorne und musste das 5:8 hinnehmen, da Reichmann vom eigenen Kreis aus ins leere Tor getroffen hatte. Doch das Brack-Team kämpfte weiter und belohnte sich in der 23 Minute mit der ersten Führung in diesem Spiel. Daniel Fontaine hatte das 10:9 erzielt.

Keine Frage, bei der MT war jetzt der Faden gerissen. Michael Roth legte die Grüne Karte. “Wir dürfen uns jetzt nicht von der zunehmenden Hektik anstecken lassen, müssen vorne mehr Geduld zeigen und den freien Mitspieler sehen”, forderte der MT-Coach seine Schützlinge in der Auszeit-Ansprache auf. Doch denen gelang es nicht, die Konzentration wiederzufinden. Hier mal einen Schritt zu spät in der Abwehr, dort mal ein unglücklicher Torwurf und ganz sachte gewannen die Schwaben Oberwasser. Hätte Johan Sjöstrand in dieser Phase nicht noch zwei “Unhaltbare” zunichte gemacht, wäre es bis zur Pause noch zu einem größeren als dem 11:14-Rückstand gekommen.

Mit Anwurf zur zweiten Spielhälfte brachte Michael Roth neues Personal auf Linksaussen und im Tor: Jeffrey Boomhouwer kam für Michael Allendorf und Nebojsa Simic, der gegen Minden noch an den Nachwirkungen seines Muskelbündelrisses litt und da nur bei einem Siebenmeter aufs Spielfeld gekommen war. Der Montenegriner führte sich auch gleich gut ein, kaufte sowohl dem Göppinger Rechtsaussen als auch dem Linksaussen jeweils einen “todsicheren” Ball ab. Das schien seine Mitspieler aber nicht wie erhofft zu beflügeln. Der schon vor dem Pausenpfiff zu beobachtende Durchhänger sollte bis weit in die zweite Spielhälfte anhalten.

Was Göppingen, nun immer energischer von den 4.000 Zuschauern angetrieben, natürlich spürte. Und auch ausnutzte. Gerade mal knapp vier Minuten waren vorüber, da hatten die ihren Vorsprung schon auf fünf Tore ausgebaut (17:12). In der MT-Offensive indes herrschte absolute Flaute. Kurzes Aufatmen, als dann Julius Kühn, der in der ersten Halbzeit drei Fahrkarten geschossen hatte, seinen ersten Ball verwandelte (17;13., 14.). Was jedoch nicht die Wende bedeuten sollte. Denn Frisch Auf war danach gleich zweimal erfolgreich, darunter einmal durch den Ex-Melsunger Jens Schöngarth. Spätestens beim 13:19-Rückstand (35.) musste man aus Melsunger Sicht ernsthaft um den Spielausgang zittern. Zumal sich die Dominanz der Gastgeber weiter bis zum 20:15 (38.) fortsetzte.

Das aber wollten die MT-Cracks nun doch nicht so auf sich sitzen lassen und besannen sich auf ihre Tugenden, zeigten wieder mehr Biss in der Abwehr – in der man den wegen Oberschenkelproblemen fehlenden Finn Lemke ersetzen musste – und vorne wieder energischeren Zug zum gegnerischen Tor. Der Hebel wurde umgelegt und mit einem beeindruckenden 5:0-Lauf das Spiel wieder komplett geöffnet (20:20, 46.). Wie war das möglich? Schlüsselszenen auf dem Weg dorthin waren zweifelsohne einige spektakuläre Reaktionen von Nebojsa Simic, der unter anderem den frei vor ihm auftauchenden Kozina entzauberte und dem gleichen Spieler wenig später auch noch einen Strafwurf wegfischte. Ebenfalls entscheidend war, dass Tobias Reichmann seine Treffsicherheit wiederfand und zweimal von Aussen und einmal von der Siebenmeterlinie verwandelte. Zwischendurch überraschte Lasse Mikkelsen mit einem trocken Abzug und auch Julius Kühn hatte sein Visier nun besser eingestellt.

So geriet die Schlussviertelstunde des bis dahin hüben wie drüben ein Wechselbad der Gefühle erzeugenden Spiels zu einem wahren Krimi. Die sechs Tore vom 22:22 bis zum 25:25 fielen in einem atemberaubend schnellen Schlagabtausch von gerademal drei minütiger Dauer. Dann hatte Göppingens Marcel Schiller die Gelegenheit, per Strafwurf einen vorzulegen, aber Nebojsa Simic machte auch ihm einen Strich durch die Rechnung. Das Kopf-an-Kopf-Rennen ging bis in die Schlussminuten weiter. Jeffrey Boomhouwer, der gerade von seiner Zeitstrafe von der Bank zurückgekehrt war, egalisierte die Göppinger Führung zum 28:28. Doch die Schwaben antworteten postwendend. Timm Kneule erzwang mit einem fulminanten Durchbruch das 29:28.

Die Uhr zeigte da noch 24 zu spielenden Sekunden an. Michael Roth nahm die letztmögliche Auszeit, gab nochmal klare Anweisung, wie der finale Spielzug auszusehen hatte. Idealerweise sollte Julius Kühn zum Abschluss kommen. Doch die Grünweissen verstellten Lasse Mikkelsen geschickt den Passweg, sodass der MT-Regisseur plötzlich selber gezwungen wurde, aus wenig aussichtsreicher Position abzuschließen. Dennoch blieb die MT in Ballbesitz. Das Spielgerät wanderte zu Michael Müller, der wieder einmal von Joscha Ritterbach unsanft mit einem Schlag gegen den Kopf ausgebremst wurde. Der Sünder bekam dann zum dritten Mal an diesem Abend eine Zeitstrafe und damit die Rote Karte. Was der MT aber letzendlich nichts mehr nützte. Es blieb nur noch Gelegenheit für einen Freiwurf, den Julius Kühn unter Bedrängnis nicht mehr aufs Tor bringen konnnte. So musste sich das Roth-Team mit einer 28:29-Niederlage abfinden. Nach dem über die gesamte Distanz ausgeglichenen Spiel der Kräfte hätte sich der Gast durchaus ein Remis verdient gehabt.

Stimmen zum Spiel auf SKY

Michael Roth: Michael Müller ist das ganze Spiel über attackiert worden, das war unfair. Das letzte Foul gegen ihn war eine klare Tätlichkeit, die nach den Regeln mit einem Siebenmeter hätte geahndet werden müssen. Wir haben sehr gut begonnen, haben dann den Faden verloren und uns von der Hektik anstecken lassen. Darüber hinaus hatten wir Probleme mit Spielern, die nicht ganz bei Kräften waren, wie man sehen konnte. Aber ich mache meiner Mannschaft trotzdem ein Kompliment. Wir haben uns super zurück gekämpft, unter anderem mit einem in der zweiten Halbzeit guten Simic im Tor. Es war heute jedenfalls ein geiles Handballspiel mit allen Facetten. Wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Aber wir haben in dieser Saison einfach nicht das Quäntchen Glück, was man braucht, um auch mal auswärts Zählbares zu holen.

Rolf Brack: Ich war heute mit der Schiedsrichterleistung ebenso unzufrieden, wie Michael Roth. Das war kein gutes Spielmanagement. Wir haben früh eine gelbe Karte bekommen und da muss man natürlich als Trainer ruhig bleiben um keine Zweiminutenstrafe zu kassieren und die Mannschaft dadurch zu schwächen. Wir haben derzeit durch die vielen EHF-Cup-Spiele kaum Gelegenheiten zu trainieren, hatten längere Zeit nur acht gesunde Spieler im Training. Inzwischen hat sich das gebessert – mit zwölf zur Verfügung stehenden Feldspielern können wir jetzt wieder mehr wechseln und werden damit sicherlich auch noch weitere Konstanz in unser Spiel bringen.

FRISCH AUF! Göppingen – MT Melsungen 29 : 28 (14 : 11)

FRISCH AUF! Göppingen: Rebmann (1.-53. u. 55.-60. Min.; 10 Paraden, 25 GT), Prost (51.-54. Min.; 0 P., 3 GT) – Kneule 4, Ritterbach, Damgaard, Bagersted 3, Sesum 1, Fontaine 6, Heymann, Schiller 5/1, Nägele, Rentschler 2, Schöngarth 3, Kozina 5/4 – Trainer: Dr. Rolf Brack.

MT Melsungen: Sjöstrand (1.-30. Min.; 7 Paraden, 14 Gegentore), Simic (31.-60. Min.; 11 P., davon 2 Strafwürfe, 15 GT), Lenz (n.e.) – Maric 4, Kühn 5, Golla (n.e.), Reichmann 7/3, Mikkelsen 1, Danner 2, P. Müller 1, Boomhouwer 2, Schneider, Allendorf 1, M. Müller 4, Haenen 1, Langhans (n.e.) – Trainer Michael Roth.

Schiedsrichter: Marcus Hurst (Oberursel) / Mirko Krag (Frankfurt).

Zeitstrafen: 12 – 10 Minuten (3x Ritterbach, Rote Karte; Fontaine, Bagersted, Sesum – 2x Reichmann, Danner, Maric, Boomhouwer)

Strafwürfe: 8/5 – 3/3 (Schiller wirft am Tor vorbei, 8. Min.; Kozina scheitert an Simic, 43.; Schiller scheitert an Simic, 56.)

Zuschauer: 4.000, EWS-Arena, Göppingen

Das nächste Spiel:
So., 25.03.2018, 12:30 Uhr, MT Melsungen – TuS N-Lübbecke, Rothenbach-Halle Kassel.

(Bernd Kaiser)



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