Über 3.000 Beschäftigte im Warnstreik
Kassel. Über 3.000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie aus 22 verschiedenen Betrieben haben am Donnerstagvormittag im Rahmen von Warnstreiks ihre Arbeit niedergelegt und an einer Kundgebung der IG Metall in Kassel teilgenommen. Sie unterstützten damit die Forderungen der Metallgewerkschaft in den laufenden Tarifverhandlungen. „Das ist ein sehr deutliches Zeichen an die Arbeitgeber“, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Nordhessen, Oliver Dietzel. Bei dem vierten Verhandlungstermin Anfang kommender Woche müssten diese nun endlich ihre Verweigerungshaltung gegenüber den Forderungen der Gewerkschaft aufgeben.
„Es ist jetzt fünf Minuten vor zwölf für eine Lösung auf dem Verhandlungsweg“, sagte Dietzel bei der Kundgebung auf der Holländischen Straße. „Wenn die Arbeitgeber weiter mauern, gehen wir in den Streik – dann läuft in den Betrieben gar nichts mehr“, rief er unter dem Applaus der Beschäftigten. Zu der Kundgebung waren die Arbeitnehmer in drei Demonstrationszügen gelangt. Unter den Teilnehmern befanden sich auch Beschäftigte aus Calden, Witzenhausen und Eschwege, die mit Bussen angereist waren.
Arbeitgeber sagen zwei mal nein und bieten nur 2,2 Prozent
Die IG Metall fordert in der laufenden Auseinandersetzung 5,5 Prozent mehr Geld, eine verbesserte Altersteilzeit sowie die Schaffung einer Bildungsteilzeit. „Die Arbeitgeber aber bleiben bei ihrem Nein zur Bildungsteilzeit, wollen eine Verschlechterung der Altersteilzeit und bieten nur eine völlig unzureichende Erhöhung der Entgelte um 2,2 Prozent an“, erklärte die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Nordhessen, Elke Volkmann.
Altersteilzeit: „Menschen sind das höchste Gut“Scharfe Kritik an der Ablehnung einer verbesserten Altersteilzeitregelung durch die Arbeitgebern übte bei der Kundgebung der Betriebsratsvorsitzende von Bombardier, Dennis Schäffer. „Die Beschäftigten sind das höchste Gut der Unternehmen“, sagte der Gewerkschafter. „Es ist besonders traurig, wenn die Arbeitgeber hier keinerlei Rücksicht nehmen auf die starke Arbeitsbelastung der älteren Beschäftigten“, so Scheffer. Statt die von der IG Metall vorgeschlagene verbesserte Altersteilzeit zu akzeptieren versuchten die Unternehmen, die Arbeitnehmer „bis zum letzten Tropfen auszupressen“.
Klare Worte fand auch die Betriebsratsvorsitzende von Krauss-Maffei Wegmann in Kassel, Christa Haidu. Die Weigerung der Arbeitgeber, über die Einführung einer Bildungsteilzeit zu verhandeln, sei inakzeptabel. „Viele Beschäftigte sind heute faktisch von der beruflichen Weiterbildung abgekoppelt“, sagte Haidu. Dabei sei es auch für die Unternehmen sinnvoll, wenn sich Arbeitnehmer ständig weiterentwickelten. „Wir Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter wollen Chancen für alle Beschäftigten“, rief Haidu. Der erfolgreiche Warnstreik zeige klar, dass man bereit sei, „zu kämpfen, wenn es kein gutes Verhandlungsergebnis gibt“.
Solidarische Grüße an die Warnstreikenden überbrachten während der Kundgebung der nordhessische DGB-Vorsitzende Michael Rudolph und die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von Volkwagen in Baunatal, Ulrike Jakob. Das Verhalten der Arbeitgeber sei eine Provokation, sagte Jakob. „Wir wünschen euch viel Kraft für die Durchsetzung eines guten Verhandlungs-ergebnisses“, sagte sie. Das könne auch für die bevorstehende Tarifauseinandersetzung bei Volkswagen Rückenwind sein.
Info: In diesen Betrieben wurde gestreikt
Daimler, Rheinmetall Landsysteme, Rheinmetall MAN Military Vehicles, Rheinmetall Technical Publications, RGM Expersite, Zeppelin Reimelt, Henschel Industrie, Henschel Antriebstechnik, Krauss Maffei Wegmann, Alstom Grid, Gebrüder Bode, Schmidt’sche Schack, Vetter Tec, Esterer, Stiebel Eltron, Präwema, Senior Flexonics, ZFL Luftfahrttechnik, Airbus Helicopters, RMG Regel und Meßtechnik, Phönix Armaturen, Rege, Bombardier, Pacoma
Weitere Informationen unter www.igmetall-nordhessen.de. (red)